© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 09/20 / 21. Februar 2020

Weidel ist neue AfD-Vorsitzende in Baden-Württemberg
Gräben flicken
Christian Vollradt

Alice Weidel ging ein erhebliches Risiko ein – und siegte auf ganzer Linie. Doch nach dem Triumph ist vor der nächsten Herkulesaufgabe. Denn die neue Vorsitzende und ihre Stellvertreter haben den politischen Machtwohnsitz sämtlich in Berlin. Aber nicht dort, sondern zwischen Bruchsal und Blaubeuren, Bad Mergentheim und Breisach liegen die Baustellen der aufgewühlten Südwest-AfD, wo Gräben geflickt und Leckagen abgedichtet werden müssen. Und dann sind da noch die frustrierten Verlierer von Böblingen, die nach wie vor die Mehrheit in der Landtagsfraktion stellen; sie wird wohl nun erst recht der Unruhepol gegen Weidels Vorstand.

Die gesamte AfD braucht jetzt dringend Führung – statt Gärung! Besonders, wenn bereits einzelne Protagonisten nachrichtendienstlich beobachtet werden. Führen heißt mehr als Mehrheiten organisieren oder taktieren. Soll die AfD die „patriotische, demokratische und bürgerliche Volkspartei“ (Alexander Gauland) werden, muß sie sich vom Leibe halten, was diesem Ziel zuwiderläuft. Für eine juristische Auseinandersetzung mit dem Verfassungsschutz ist äußerst relevant, was die höchsten deutschen Richter einmal feststellten: Engagement, das auf dem Boden der freiheitlichen demokratischen Grundordnung steht, stärkt diese. Und das gelte „gerade dann, wenn es in einer Partei stattfindet, in der unterschiedliche Kräfte und Strömungen miteinander um Einfluß ringen“.