© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 09/20 / 21. Februar 2020

Lesereinspruch

Constantin der Große

Zu: „Aus der Geschichte lernen“ von Ludwig Witzani (JF 7/20)

Die hier abgedruckte Abbildung zeigt etwas ganz anderes als die Bildlegende behauptet. Zu sehen ist nicht die Schlacht von Adrianopel 378, die, wenn überhaupt, kaum in so triumphalistischer Manier mit himmlischer Unterstützung dargestellt worden wäre. Vielmehr handelt es sich um den Sieg Constantins des Großen und damit des Christentums über den „heidnischen“ Gegenkaiser Maxentius an der Milvischen Brücke bei Rom 312, ein Fresko von Raffael und Giulio Romano in der Sala di Costantino im Vatikan, eines der wegweisendsten Schlachtenbilder der Kunstgeschichte. In den Text hat sich zudem ein Lateinschnitzer eingeschlichen: Es muß „Res Gestae“ heißen und nicht „Rea Gestae“. Leider berücksichtigt der Autor nicht die demographische Krise des spätrömischen Reiches. Dazu kommt die aus der langen Pax Romana und der Kasernierung der Armee entlang den Grenzen resultierende Demilitarisierung des Reichsinneren, die zur zunehmenden Rekrutierung von „Barbaren“ zwang. Die Aufnahme der Fremdvölker war immer militärisch motiviert, was von der heutigen Migrantenpolitik (noch) nicht behauptet werden kann.

Marcus Junkelmann, Mainburg