© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 09/20 / 21. Februar 2020

Patient der Woche
Schwester, die MPi bitte!
Christian Vollradt

Daß Schwerkranke oder -verletzte von medizinisch geschultem Personal rund um die Uhr betreut werden, sollte Standard in deutschen Hospitälern sein. In der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) bekommt ein Patient nun allerdings noch eine weitere Tag- und Nachtwache gestellt, eine in Uniform und mit Bewaffnung. Igor K. heißt der Mann, der sich zur Behandlung einer Schußverletzung aus seiner Heimat  Montenegro zur Behandlung in die Universitätsklinik hat einfliegen lassen. Weil er im Balkanstaat als Mitglied eines Mafiaclans gilt, der sich mit einem konkurrierenden Stamm eine traditionelle Blutfehde liefert, mußte die Polizei Beamte mit Maschinenpistolen zum Schutz abstellen. Es liege eine entsprechende Gefährdungsbewertung für den Patienten, der in Deutschland nicht wegen Straftaten gesucht werde, vor. Die Maßnahmen dienten zudem der Sicherheit Unbeteiligter. Nun kritisieren Landespolitiker von den Grünen bis zur AfD den Aufwand zu Lasten der niedersächsischen Steuerzahler: Die Klinikleitung habe im Vorfeld nicht ausreichend über Igor K. informiert, der Mann hätte nie eingeflogen werden dürfen. Unterdessen hat sich nun der Anwalt des Verletzten gemeldet: Sein Mandant sei kein Mafioso, schon bei dem Anschlag in Montenegro, bei dem der Mann verletzt wurde, habe eine Verwechslung mit einem Gleichnamigen vorgelegen.