© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 09/20 / 21. Februar 2020

„Niemand spielte so wie wir“
Mit ihrem ersten Album begründete die Band Black Sabbath vor fünfzig Jahren den Heavy Metal
Alexander Graf / Thorsten Thaler

Der einsame Klang einer Glocke im Regenschauer und Gewittergrollen, gefolgt von einem schleppenden Gitarrenriff aus zwei Takten, läutete vor fünfzig Jahren eine neue Ära der Musikgeschichte ein. Am 13. Februar 1970 veröffentlichten die Musiker von Black Sabbath ihr gleichnamiges erstes Album. Rückblickend wurden die vier Briten aus Birmingham damit zu den Urvätern des Heavy Metal.

Mit dem, was ein halbes Jahrhundert später gemeinhin unter dieser Musikrichtung verstanden wird, hatten die acht Stücke von damals noch nicht viel zu tun. Dennoch war das Album der Beginn einer musikalischen Revolution. Für damalige Verhältnisse bot die Platte deutlich härteren Rock, als ihn Bands wie Cream

oder Led Zeppelin spielten, mit düsteren Elementen, was vor allem an der tiefer gestimmten Gitarre des 21jährigen Tony Iommi und an dem markanten Gesang des gleichaltrigen Schulabbrechers und Hilfsarbeiters John Michael „Ozzy“ Osbourne lag. Daran änderte auch der Umstand nichts, daß die Kompositionen für heutige Hörer unerwartet weich klingen mögen. Den Einsatz einer Mundharmonika, wie im Titel „The Wizard“, gespielt von Ozzy, würde man zudem nicht bei einer klassischen Heavy-Metal-Band vermuten.

Zwölf Stunden reichten für das Album

Die Idee für den okkult anmutenden Namen lieferten den vier Schulfreunden Horrorfilme. So benannte sich die Gruppe nach einem 1963 entstandenen Gruselfilm mit dem Schauspieler Boris Karloff, „Die drei Gesichter der Furcht“, der in Amerika unter dem Titel „Black Sabbath“ lief. „Wir dachten uns: Wenn die Leute im Kino Geld bezahlen, um sich erschrecken zu lassen, dann könnte das auch mit Musik funktionieren“, begründete Osbourne in einem Spiegel-Interview 2018 rückblickend die Entscheidung. Um auch die passende Musik zu spielen, verlegten sie sich fortan auf härtere, düstere Klänge.

In gerade einmal zwölf Stunden spielten sie die Stücke für das Debüt-Album ein. „Wir schafften das, weil wir sie schon bei Auftritten einstudiert hatten“, so Osbourne. Denn schon vor der ersten Veröffentlichung spielten Black Sabbath auf Tourneen.

Die Band inspirierte zahlreiche Musiker

Mit ihrem ersten Tonträger hatten die Musiker einen Weg eingeschlagen, den sie wenige Monate später mit ihrer zweiten Platte weiterverfolgten. „Paranoid“ bot bereits den typischen Klang der Gruppe, rauher und aggressiver als das Debüt. Bis heute gilt es als eine der einflußreichsten Veröffentlichungen der Rock- und Heavy-Metal-Geschichte. Sie beeinflußte auch spätere Größen aus England wie Iron Maiden. Das Titelstück gehört zu den Klassikern der Briten.

Osbourne kümmerte es wenig, ein neues Musik-Genre erfunden zu haben. Sie hätten einfach nur Rockmusik ohne kommerzielles Kalkül gespielt. „Niemand spielte so wie wir“, kommentierte er die damalige Situation Jahrzehnte später lapidar im Wall Street Journal.

Ungeachtet dessen sollten Black Sabbath in den folgenden Dekaden zu einer der erfolgreichsten und weltweit bekanntesten Gruppen werden. Sie verkauften Millionen Alben und inspirierten unzählige Musiker. Im Februar 2017 standen Black Sabbath in ihrer Heimatstadt das letzte Mal auf der Bühne. Doch auch nach dem Ende der Gruppe zieht sich Osbourne nicht aufs Altenteil zurück. Am 21. Februar erscheint mit „Ordinary Man“ sein mittlerweile zwölftes Solo-Album. Und wenn sein angeschlagener Gesundheitszustand es erlaubt, will er diesen November in fünf deutschen Städten Konzerte geben.