© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 09/20 / 21. Februar 2020

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Liberalismus wirkt negativ auf Familien

BÖBLINGEN. Eine familienfördernde Politik muß alle Konsequenzen von ökonomischen, finanziellen und sozialen Initiativen berücksichtigen. Das hat der Ökonom Jörg Guido Hülsmann (53) bei einem Symposium des Aktionsbündnisses für Ehe und Familie „Demo für alle“ vergangenen Samstag in Böblingen gefordert. Die Tagung stand unter dem Thema „Familie am Abgrund – Ursachen und Auswege“. Vor mehr als 500 Besuchern kritisierte der im westfranzösischen Angers lehrende Universitätsprofessor, daß sich viele staatliche Regelungen negativ auf Ehe und Familie ausgewirkt hätten. Als Beispiel nannte er das deutsche Rentensystem. Es habe dazu geführt, daß sich immer mehr Menschen auf eine staatliche Altersversorgung verließen, anstatt sich selbst für das Heranwachsen neuer Generationen verantwortlich zu fühlen. Früher seien der Zusammenhalt von Familien und die gegenseitige Fürsorge aller Mitglieder selbstverständlich gewesen. In seinem Vortrag „Wie der Staat die Familien zerstört“ kritisierte Hülsmann auch, daß die Politik Ehescheidungen erleichtert habe, Abtreibungen akzeptiere und Frauen in die Wirtschaft dränge. Das sei, so Hülsmann, das Ergebnis der im 19. Jahrhundert entwickelten und seither weltweit verbreiteten „Ideologie des Liberalismus“, der mit Hilfe von Gesetzen jedem Menschen eine angeblich uneingeschränkte Entfaltung seiner Persönlichkeit ermöglichen könne. Auf der Strecke blieben die Erfordernisse einer Solidargemeinschaft wie sie Ehe und Familie bildeten. Hülsmann plädierte für „viel weniger Staat“, auch wenn dies für viele Menschen vorübergehend Einschränkungen bedeute, etwa aufgrund einer familienfinanzierten Rentenreform. Der Wiener Neurologe und Psychotherapeut Raphael M. Bonelli (51) machte die 68er-Bewegung für die Abwertung der Familie mitverantwortlich. Sie habe die Selbstverwirklichung ohne Rücksicht auf die Folgen gefördert. Es sei ihr um Befriedigung der eigenen Bedürfnisse gegangen. Nach Ansicht der Tagungsleiterin, Hedwig von Beverfoerde, vergeht in Deutschland „kaum eine Woche“ ohne einen „haarsträubenden Vorschlag“ etwa aus der Politik und den Medien, „um die Familien mindestens indirekt noch weiter in ihrer Freiheit einzuschränken“. Sie lobte die Politik des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán als Modell für eine konstruktive Familienpolitik. Wie vier vorausgegangene Tagungen der „Demo für alle“ fand auch diese Veranstaltung unter Polizeischutz statt. Den Ordnungshütern gelang es, etwa 100 überwiegend linke Demonstranten fernzuhalten. Auf Plakaten und mit Sprechchören wandten sie sich gegen „Homosexuellen-Feindlichkeit“ und „rechte Hetze“. Das Aktionsbündnis „Demo für alle“ besteht aus rund 30 mehrheitlich christlich geprägten Organisationen. (idea/JF)

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