© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 09/20 / 21. Februar 2020

Die DDR-Handelsschiffahrt während des Kalten Krieges
Unsichere Passagen
(ob)

Der mit privilegierten Werktätigen vor Fehmarn kreuzende DDR-Urlauberdampfer „Völkerfreundschaft“ wurde Ostern 1968 von U-Boot-Jägern der Bundesmarine gerammt. Das Manöver war inszeniert, um vom Sprung eines „Republikflüchtlings“ in die eiskalte Ostsee und dessen glücklicher Bergung abzulenken. Der Hamburger Journalist Wolfgang Klietz erzählt dieses Abenteuer als eine von vielen „Geschichten in der Geschichte“ in seinem Buch über „Angriffe auf die zivile Schiffahrt der DDR“ (Rostock 2019). Ein anderes, stark nach James Bond klingendes Kabinettstück daraus, den Untergang des Frachters „Magdeburg“, hat Klietz auch separat veröffentlicht (Pommern, 3/2019): die auf der Themse durch Kollision mit einem japanischen Frachter beendete Fahrt der „Magdeburg“. Sie war im Oktober 1964 mit britischen Leyland-Bussen an Bord in Richtung des „Bruderstaats“ Kuba unterwegs. Ihr Fall beschäftigt Historiker bis heute, weil viele Indizien für ein Attentat der mit ähnlichen, gegen Kuba gerichteten Operationen hervorgetretenen Geheimdienste CIA und MI5 zu sprechen scheinen. Letzte Unsicherheiten bezüglich dieser „Sabotage-Theorie“ räumt die auf akribischen Aktenrecherchen fußende Studie von Klietz nicht aus. Aber sie dokumentiert, daß ein Anschlag vergeblich gewesen wäre, da andere DDR-Frachter bald nach der Havarie Castros 400 Leyland-Busse nach Havanna brachten. 


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