© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 10/20 / 28. Februar 2020

Lisa Licentia will die offizielle Medienberichterstattung über politische Demos korrigieren
Selbst ist die Frau
Tobias Dahlbrügge

Sie zählt zu den charmantesten Gesichtern des deutschsprachigen Internets: die Youtuberin Lisa Licentia. Der Künstlername der Kölnerin klingt wie Poesie. Dank ihrer natürlichen und engagierten Art gehört ihr erst 2019 gestarteter Kanal mit seinen über 36.000 Abonnenten bereits zu den beliebtesten im demokratisch-patriotischen Spektrum. 

Am Anfang stand ihr Verdruß über die „Qualitätsmedien“, vor allem der Öffentlich-Rechtlichen. Konkret brachten sie die aus ihrer Sicht manipulativen Berichte dort über die sogenannte Hetzjagd von Chemnitz 2018 auf die Idee, sich künftig selbst vor Ort ein Bild zu machen und dies mit der Kamera zu dokumentieren. Seitdem versteht sie es als ihren Auftrag, zu einer „unverzerrten Gegenöffentlichkeit“ beizutragen. Wofür sie etwa zur großen Demo für den Mietendeckel in Berlin reiste, deren Teilnehmer von der „Tagesschau“ als „Mitte der Gesellschaft“ geadelt wurden. Licentia zeigte, daß es sich in Wahrheit vor allem um ein Konglomerat aus Grünen und Linksradikalen handelte. Im Hambacher Forst filmte sie heimlich die Vermüllung des Waldes durch die „Aktivisten“, und bei einer „Anti-rechts“-Demo am 3. Oktober in Berlin gelangen ihr Aufnahmen, die die offenbar verfassungsfeindliche Gesinnung der deutschen „Fridays for Future“-Ikonen Hannah Blitz und Clara Mayer belegen: Ihre Bilder zeigen die zwei Medienlieblinge – vor allem Mayer hat durch ihren „Markus Lanz“-Auftritt und die Einladung, vor der VW-Aktionärsversammlung zu sprechen, Bekanntheit erlangt – beim inbrünstigen Skandieren extremistischer Parolen, etwa: „Nie wieder Deutschland!“ 

Licentias Fazit nach dem ersten Jahr, immer wieder stellten etablierte Medien zu Recht beunruhigte Bürger als Extremisten dar. Das geht der jungen Mutter dreier Kinder inzwischen selbst so. So sei ihre Mutter „verzweifelt“ darüber, daß die Tochter etwa vom ZDF-Magazin „Frontal 21“ oder „Funk“, dem öffentlich-rechtlichen Online-Jugendangebot als „Rechte“, vom Spiegel gar als ein Beispiel für „haßerfüllte Rechtsextreme“ dargestellt wird. 

Begonnen hat die gelernte Einzelhandelskauffrau, geboren 1993 in Franken, ihr politisches Engagement angeblich bei der Jungen Union (eine Nachfrage dazu ließ sie unbeantwortet). Dann wechselte sie zur einwanderungskritischen Fraueninitiative „120Dezibel“ (JF 7/18) der Identitären Bewegung, der sie inzwischen den Rücken gekehrt hat. Für sich lehnt die durch Erfahrungen mit ihrem moslemischen Vater islamkritisch geprägte Christin Etikettierungen wie „rechts“ oder „konservativ“ ab. Und mitunter eckt sie auch bei ihren Zuschauern mit unter diesen unpopulären Meinungen an. 

Licentias Stärke ist vor allem ihre Unprofessionalität: der naive Charme einer scheinbar unpolitischen Bürgerin, die die verlogenen Verhältnisse im Land in einen basisdemokratischen Aufklärungs-Aktivismus getrieben haben, Motto: Do it yourself!