© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 10/20 / 28. Februar 2020

Judenhaß statt Flügeltürer
Islamischer Extremismus: In Berlin wird eine Oldtimer-Parade abgesagt, weil zeitgleich Anhänger des iranischen Mullah-Regimes demonstrieren wollen
Lukas Steinwandter / Christian Vollradt

Lange Kühlerhauben, geschwungene Kotflügel, glänzendes Chrom, knatternde Motoren, der Duft von Leder und Benzin: daß historische Fahrzeuge längst ein Kulturgut, aber immer auch eine Faszination für Jung und Alt sind, ist eine Binsenweisheit. An den sogenannten Old- und Youngtimern mit dem „H“ am Ende des Kennzeichens erfreuen sich nicht nur deren Besitzer, sondern auch die allermeisten Betrachter. Egal, ob da ein Mercedes 300 SL Coupé steht oder ein Wartburg 311. 

Altes Blech ist meistens nicht nur schön, sondern Gold wert, und auch  seine Zurschaustellung ist mittlerweile ein florierender Wirtschaftzweig. Dazu zählen die seit sechs Jahren auf dem repräsentativen Berliner Ku’damm stattfindenden „Classic Days“. Doch in diesem Frühjahr wird es kein siebtes Mal geben. Man sei leider gezwungen, die Veranstaltung abzusagen, teilte Ausrichter Frank Peppel am Donnerstag vergangener Woche in einer E-Mail, die der JUNGEN FREIHEIT vorliegt, den Ausstellern mit, die während der Auto-Schau ihre Produkte präsentieren wollten. Die verantwortlichen Berliner Behörden hätten es „bis heute nicht geschafft, uns eine Genehmigung für die Classic Days Berlin zu erteilen, obwohl wir unseren Veranstaltungstermin ordnungsgemäß und rechtzeitig beantragt haben“, heißt es in dem Schreiben. 

Grund dafür ist eine zeitliche und örtliche Überschneidung mit der Al-Quds-Kundgebung am 16. Mai. Peppel kritisiert die zuständigen Behörden scharf. Er habe bereits im Mai 2019 angefangen, die nötigen Papiere einzureichen, schildert der Classic-Days-Veranstalter der JF den Vorgang. Erst am 7. Januar 2020 habe er erfahren, daß im September, also mehrere Monate nach ihm, eine Al-Quds-Kundgebung angemeldet wurde. 

„Das läßt sich nicht eine       Woche vorher organisieren“

Anschließend habe Peppel angesichts des organisatorischen Aufwands der Oldtimer-Schau die Verkehrslenkung und das Landeskriminalamt gebeten, ihm bis 10. Februar mitzuteilen, ob er seine Veranstaltung am geplanten Wochenende sicher durchführen könne oder nicht. „Aber auch da erhielt ich wieder keine Antwort, deswegen habe ich absagen müssen, denn so eine Veranstaltung mit 150 Ausstellern, 700.000 Besuchern und mehreren involvierten Unternehmen läßt sich nicht erst eine Woche vorher organisieren.“

Die Berliner Polizei teilte auf Anfrage der JF mit, bei ihr sei die Demonstration anläßlich des Al-Quds-Tages „mit Schreiben vom 8. und 9. Juli 2019“ angemeldet worden. Nach dem Kenntnisstand der Behörde habe die Anmeldung damit „vor der offiziellen Beantragung der Classic Days Berlin“ vorgelegen. Die versammlungsrechtliche Prüfung der Demonstration dauere noch an, so die Pressestelle der Berliner Polizei. Der sogenannte Al-Quds-Tag, benannt nach dem arabischen Begriff für Jeruslam, wurde im Jahre 1979 vom damaligen iranischen Revolutionsführer Ayatollah Khomeini ins Leben gerufen, um an die aus Sicht des iranischen Regimes „zionistische Besatzung“ Jerusalems zu erinnern. In der Vergangenheit kam es bei den Al-Quds-Märschen in Berlin immer wieder zu antisemitischen Sprechchören. Zudem wurden Israel-Fahnen verbrannt. 

Das Berliner Abgeordnetenhausmitglied Marcel Luthe (FDP) gibt dem Regierenden Bürgermeister eine Mitschuld an der Situation: „Hätte die Senatskanzlei den Anträgen die angemessene politische Aufmerksamkeit gewidmet, wäre Berlin dieses Jahr eine antisemitische Kundgebung erspart geblieben“, sagte er der JF. 

Von einer Machtdemonstration der Hisbollah auf deutschem Boden spricht die Bundestagsabgeordnete Beatrix von Storch (AfD): „Daß unsere eigenen Bürger zurückstehen müssen und die Oldtimer-Schau abgesagt werden mußte, um Raum für diese Inszenierung von Islamismus und Judenhaß zu schaffen, ist eine Schande. Das ist ein Kniefall vor dem Mullahregime“, empört sie sich gegenüber der JF. Der Marsch müsse verboten und die Hisbollah als Organisation zerschlagen werden, fordert von Storch. Und der zur Absage gezwungene Veranstalter Peppel resümiert: „Statt mehreren hunderttausend friedlichen Besuchern, können jetzt 250 Chaoten auf die Straße gehen.“