© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 10/20 / 28. Februar 2020

Zeitschriftenkritik: Pro – Christliches Medienmagazin
Das Konservative wird wieder populär
Werner Olles

Mit der Frage „Was ist konservativ?“ beschäftigt sich die aktuelle Ausgabe (1/2020) des vierteljährlich erscheinenden christlichen Medienmagazins Pro. Es greife zu kurz, Konservative entweder als „rechts“ oder als „rückwärtsgewandt“ zu bezeichnen, heißt es. Aus konservativer Sicht sei das Neue nicht automatisch das Bessere, das Neue müsse begründet werden, das Bewährte habe Vorrang. Dies bedeute jedoch nicht, daß ein Konservativer grundsätzlich gegen Fortschritt und Entwicklung sei, doch möchte er sie gestalten – verträglich, mit Augenmaß und Vernunft, statt ideologisch und dogmatisch. Dies unterscheide Konservative von Traditionalisten, die am Althergebrachten festhielten, weil sie keine Veränderung wollten, und von Reaktionären, die einen „vermeintlich besseren, früheren Zustand“ wiederherstellen möchten.

Eine solche Einstellung darf man als „leicht verkürzt“ bezeichnen. Näher kommt da schon der Publizist Wolfram Weimer in seinem „Konservativen Manifest“ der Thematik. Der Konservative sei skeptisch gegenüber Utopien und Gleichmacherei und messe der Familie als „Existenzgrundlage der Gesellschaft“ eine hohe Bedeutung zu. Heimat und Nation, Kultur und Tradition seien für ihn wichtige Werte. Er schätze Recht und Ordnung, „weil sie die Voraussetzung für Sicherheit, Vertrauen und Integrität schaffen“. Es sei für Konservative schwer erträglich, wenn politischer Wille über Recht und geltende Ordnung gestellt werde, Politiker beispielsweise die Euro-Stabilitätskriterien ignorierten oder die Regeln der Dublin-Verträge zu Migration und Asylverfahren nicht beachteten. 

Weimer ist der Auffassung, das Konservative werde wieder populär. So halten 55 Prozent Patriotismus für einen positiven Wert, und über 60 Prozent sind der Meinung, der Islam sollte Deutschland nicht mitprägen. Der Historiker Andreas Rödder beschreibt Konservativismus vor allem als Haltung. So pflege der Konservative ein Menschenbild, das dem christlichen sehr ähnlich sei, vor allem in der Vorstellung vom unvollkommenen Menschen. Den Begriff Leitkultur hält er für richtig, da jede Gesellschaft Orientierungsstandards brauche. Fragwürdig ist seine Einschätzung der „Konservativen Revolution“. Rödder meint, diese hätte sich dem Nationalsozialismus angedient, anstatt genauso antinationalsozialistisch zu sein wie die christlichen Kirchen. Eine zu pauschale Einschätzung, denn tatsächlich kam der einzige ernsthafte Widerstand gegen den Nationalsozialismus von Konservativen und „Rechten“. So hat sich ein Drittel der Protagonisten der Konservativen Revolution dem Widerstand angeschlossen, ein weiteres Drittel ging in die innere Immigration. 

Weitere Beiträge befassen sich mit der Organspende-Entscheidung, der Geschichte eines 13jährigen Mädchens, das von seinem Vater und Mitgliedern einer Satanisten-Loge auf grausame Weise gequält wurde sowie mit der US-Sängerin Lauren Daigle, die in ihren Liedern und Interviews über ihren christlichen Glauben spricht.

Kontakt:  Christliche Medieninitiative Pro.e.V., Charlotte-Bamberg-Str. 2, 35578 Wetzlar.

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