© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 10/20 / 28. Februar 2020

Umwelt
Freisetzen fürs Klima
Manfred Ritter

Ideologen ist gemein, daß sie keinerlei Hemmungen haben, Freiheits- und Lebensrechte anderer Menschen zu mißachten, weil sie sich im Besitz einer alleinseligmachenden Wahrheit wähnen. Auch Grüne und Linke stellen sich gern in diese besonders im 20. Jahrhundert weltweit verbreitete Tradition.

Lisa Badum etwa, klimapolitische Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion, kritisierte anläßlich eines Brandbriefs von Ärzten an Siemens: Das Unternehmen wolle „bis 2030 klimaneutral sein und trotzdem investiert es in Kohleminen, die 60 Jahre laufen sollen“. Sie erwarte, daß der Konzern jegliche Unterstützung von fossilen Energien einstelle und aus dem Adani-Steinkohleprojekt aussteigt, bei dem Siemens Bahnsignalanlagen liefert (JF 8/20). Andernfalls sei die Klimastrategie von Siemens „inhaltsleer und bedeutungslos“.

„Würden Rechte so handeln, wäre ihnen der Vorwurf der Ausländerfeindlichkeit sicher.“

Aktivisten wollen mit Siemens einen Präzedenzfall schaffen und das Unternehmen zu einem Lieferboykott gegenüber dem indischen Adani-Konzern zwingen. Auf dessen sehr billige – weil im Tagebau geförderte – Kohle ist ein Entwicklungsland wie Indien aber dringend angewiesen. Diese hilft auch anderen asiatischen Ländern, mit ihrer Industrie auf den Weltmärkten konkurrenzfähig zu bleiben.

Der Kampf deutscher rot-grüner Klimafanatiker gegen den australischen Kohleabbau ist daher im Ergebnis ein Angriff auf die Entwicklungsmöglichkeiten asiatischer Länder. Es sollte ein Skandal sein, wenn rot-grüne Ideologen aus dem relativ wohlhabenden Deutschland die Arbeitsplätze vieler an der Armutsgrenze lebender Asiaten wegen ihres Klimawahns in Gefahr bringen. Damit verhalten sich unsere selbstverklärten „Gutmenschen“ gegenüber den asiatischen Opfern wie egoistische „Unmenschen“. Würden sich Rechte so verhalten, wäre ihnen der Vorwurf der Ausländerfeindlichkeit durch unsere etablierten Medien und Politiker sicher.