© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 11/20 / 06. März 2020

Blick in die Medien
An den Topf dürfen
Tobias Dahlbrügge

Zahlen Sie auch so gerne monatliche Zwangsgebühren für das staatliche Anstaltsfernsehen, um sich von Leuten wie Claus Kleber, Tom Buhrow und Georg Restle belehren zu lassen und diesen ein prächtiges Einkommen zu bescheren? Na, seien Sie mal nicht so kleinlich, denn immerhin müssen „Qualitätsjournalisten“ wie Heribert Prantl oder Jakob Augstein und viele andere Printmedien-Erzeuger ganz ohne Zwangsabgaben auskommen, obwohl sie sich mindestens so große Mühe geben, Regierungspropaganda zu verbreiten wie die TV- und Rundfunk-Kollegen. Darum rufen bereits etliche Blattmacher nach einer verordneten Infusion. Durch die Hintertür profitieren manche Verleger schon jetzt indirekt von den Geldern der unfreiwilligen Kunden des „Beitragsservice“.

„Represent“ ist eine Kooperation von Funk und Zeit Online. 

Ein neues Beispiel ist das Youtube-Format „Represent“ mit dem Untertitel „Politik trifft Realität“. Das Team „analysiert, was Entscheidungen im Bundestag mit dem Alltag junger Menschen in Deutschland zu tun haben“, verspricht die Beschreibung. „Represent“ erklärt zum Beispiel die Frage: „Hilft Aufstiegs-Bafög gegen Fachkräftemangel?“ Antwort: O ja, besonders bei Erzieherinnen, damit der Nachwuchs trotz Karriere nicht zu kurz komme, weiß als Expertin die ehemalige „Germany’s Next Top-Model“-Kandidatin Malin, die gerade eine Ausbildung zur Erzieherin macht. Andere Videos behandeln Fragen wie „Klimaneutral reisen?“ oder „Neonazis entwaffnen“. 

So weit, so oberflächlich wie einseitig. Die kleine Besonderheit: „Represent“ ist eine Gemeinschaftsproduktion von funk – dem Online-Jugendangebot von ARD und ZDF – und von Zeit Online. Hier nascht also ein privater Verlag Krümel vom Gebührenkuchen der großen Anstalten. So wie beim Rechercheverbund von NDR, WDR und der Süddeutschen Zeitung. Der schleichende Einzug einer GEZ für die Online-„Qualitätspresse“?