© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 11/20 / 06. März 2020

Frisch gepresst

Wohlwollende Neutralität. Von seiner gescheiterten Wirtschafts- und Sozialpolitik wollte der US-Präsident Franklin D. Roosevelt während seiner zweiten Amtsperiode mittels außenpolitischer Erfolge ablenken. Darum steuerte er seit 1937 einen Konfliktkurs gegen Deutschland, Italien und Japan, die er international isolieren und „unter Quarantäne“ stellen wollte. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs mündete diese Strategie in die Politik der „wohlwollenden Neutralität“, die mit Rücksicht auf die mehrheitlich pazifistische Stimmung in den USA nur ein zurückhaltendes militärisches Engagement zugunsten Großbritanniens erlaubte, in größerem Maßstab nach dem Leih- und Pachtgesetz im Frühjahr 1941. Der Emeritus Wolfgang Schlauch, der in den USA Europäische Geschichte lehrte, hat in seiner wiederaufgelegten, keineswegs veralteten Dissertation von 1962 detailliert nachgezeichnet, wie der US-Präsident mit dieser völkerrechtswidrigen, aber entscheidenden „Waffenhilfe“ für Churchill und, nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1941, auch für Stalin die Öffentlichkeit in den Staaten täuschte, um bis zum Dezember 1941 einen „unerklärten Krieg“ gegen das Deutsche Reich führen zu können. (ob) 

Wolfgang Schlauch: Rüstungshilfe der USA an die Verbündeten im Zweiten Weltkrieg. Helios Verlag, Aachen 2019, gebunden, 167 Seiten, 22 Euro





Kulturerbe. Klaus Weigelt wurde 1941 noch in Ostpreußens Hauptstadt Königsberg geboren. Nicht geschichtsbewußte Standesbeamte würden heute, wie bei etlichen Vertriebenen bereits geschehen, seinen Geburtsort als „Königsberg/Russische Föderation“ in die Dokumente eintragen. Der historischen Abkoppelung der früheren deutschen Ostprovinzen ging die kulturelle voraus, wie Weigelt, seit 2010 Präsident der Stiftung deutsche Kultur im östlichen Europa, in vielen Aufsätzen beklagte. Seine nun als Kompendium vorliegenden Texte aus fast einem Jahrzehnt verurteilen vehement die „kulturelle Amputation“, die trotz aller Versicherungen aus dem Bundesvertriebenengesetz, das reiche Erbe jenseits von Oder und Neiße zu pflegen, bei der Bundesrepublik als „Sachwalter“ keinen Stellenwert mehr besitzen. Wurde dies früher mit Hinweis auf Annäherung und Versöhnung getan, gelte das Thema im vereinigten Europa als weitgehend obsolet. (bä)

Klaus Weigelt: Im Schatten Europas. Ostdeutsche Kultur zwischen Duldung und Vergessen. Westkreuz Verlag, Berlin/Bonn 2019, gebunden, 139 Seiten, 19,90 Euro