© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 11/20 / 06. März 2020

Haltungsnote
Mecca Girl
Gil Barkei

Eine junge Frau mit Sonnenbrille und gefärbten unter dem Schleier hervorguckenden Haaren wagt es in der heiligen Pilgerstadt Mekka zu rappen. In dem Videoclip zum Song „Mecca-Girl“ der saudischen Musikerin Asayel Slay tanzen dazu auch noch junge Mädchen ausgelassen in einem Café. 

Das ist zuviel für den Gouverneur von Mekka, Prinz Khalid Bin Faisal, der die Verhaftung Asayels und aller anderen Mitwirkenden an dem Musikvideo angeordnet hat. Zuspruch erhält er unter dem Hashtag #you_are_not_meccas_girls. Dabei wollten das Königreich und vor allem Kronprinz Mohammed bin Salman doch eigentlich die Frauenrechte stärken – Pustekuchen. Selbst Autofahren ist doch nicht das Einzige, wonach sich junge Araberinnen sehnen – Überraschung. 

Doch die Unterstützer formieren sich ebenfalls. Unter #mecca_girl_represents_me sammeln sich in den sozialen Netzwerken die Anhänger von Asayel. Und längst gibt es auch Nachahmerinnen aus anderen Städten, wie zum Beispiel ein „Jidda Girl“ aus der gleichnamigen saudischen Hafenstadt. 

Mittlerweile streiten sich die Lager nicht nur über religiöse Empfindsamkeiten, sondern über die Frage, wer saudisch ist und wer nicht: Einige Twitter-Nutzer bezweifeln angesichts Asayels dunkler Hautfarbe, daß sie überhaupt Araberin ist. Dabei verorten Planetenretter  aus dem Abendland dergleichen vermeintlichen Rassismus doch eigentlich nur bei ihresgleichen in der weißen Welt. 

Der Fall sollte westlichen Wohl-standsrevoluzzer*innen und Quoten-Powerfrauen, die schon angesichts „falscher“ Beinspreizungswinkel einen Ohnmachtsanfall vortäuschen und in Europa unbedingt die Verschleierung etablieren wollen, verdeutlichen, wo die Front gegen Frauenfeindlichkeit wirklich verläuft. 

Daß einige der sonst so lauten Feministinnen den Mut finden, vor der saudischen Botschaft oder einem islamischen Verband zu protestieren, darf jedoch bezweifelt werden.