© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 12/20 / 13. März 2020

Coronavirus und die wirtschaftlichen Folgen
Delle oder Absturz
Joachim Starbatty

Der Coronavirus macht die Welt verrückt: Aktienkurse stürzen ab, Lieferketten sind unterbrochen, Reisen werden abgesagt, Flugzeuge bleiben auf dem Boden und Haushalte hamstern Klopapier. Regierungen, Anleger, Privatleute und auch Unternehmen reagieren hysterisch. Kommt der Virus unter Kontrolle, wird es bloß eine Delle in der Konjunkturkurve sein. Unterlassene Käufe und Investitionen werden nachgeholt, Aktienkurse erholen sich. Das haben wir schon erlebt.

Doch kann niemand ausschließen, daß der Virus die Weltwirtschaft infiziert. Die Frage ist also, ob es nach den spektakulären Einbrüchen auf den Aktienmärkten wieder nach oben geht? Helfen Konjunkturprogramme? Nein. Sie sind bei partiellen Krisen wirkungslos.

Wegen unterbrochener Lieferketten können einzelne Unternehmen nicht produzieren und liefern. Ihnen fehlt Liquidität, um ihren Verpflichtungen nachzukommen, und sie bringen auch ihre Lieferanten in Schwierigkeiten. Ihre Beschäftigten sind arbeitslos. Sie zu entlassen, wäre falsch, da sie in Zukunft wieder gebraucht werden. Zu denken wäre stattdessen an paßgenaue Liquiditätshilfen und Kurzarbeitergeld. Eine allgemeine Liquiditätsschwemme, wie sie die US-Zentralbank Fed derzeit versucht, ist dagegen wenig hilfreich.






Prof. Dr. Joachim Starbatty ist Ökonom und Ex-Abgeordneter des EU-Parlaments.