© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 12/20 / 13. März 2020

Vorteil Joe Biden
US-Vorwahlen bei den Demokraten: Im Kopf-an-Kopf-Rennen mit Bernie Sanders hat der Ex-Vizepräsident die besseren Karten
Thorsten Brückner

Seit jeher dient der Super Tuesday der Bereinigung des Kandidatenfelds. Bei den Demokraten sind nach dem Showdown vom 3. März noch drei Kandidaten verblieben. Aussichtsreichster Bewerber um die Nominierung der Partei bei der „National Convention“ in Milwaukee im Juli ist der frühere Vizepräsident Joe Biden.

 Nach seinem katastrophalen Abschneiden bei den ersten Abstimmungen in Iowa und New Hampshire, schaffte er bei der Vorwahl in South Carolina ein vielbeachtetes Comeback. Nach seinem Erfolg mit fast 30 Prozentpunkten Vorsprung vor Bernie Sanders erklärten Pete Buttigieg und Amy Klobuchar ihren Rückzug und unterstützten Bidens Bewerbung öffentlich. Nach seinem schwachen Abschneiden am Super Tuesday, mit nur einem Achtungserfolg in Amerikanisch-Samoa, trat auch der frühere New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg zugunsten von Biden zurück. 

Irak-Veteranin Tulsi Gabbard wird ausgebremst 

Biden führt derzeit mit 664 Delegierten vor dem demokratischen Sozialisten aus Vermont, Bernie Sanders, für den in Milwaukee derzeit 573 Delegierte votieren würden. Einzige verbliebene Frau im Rennen ist nach dem Rückzug von Elizabeth Warren Tulsi Gabbard aus Hawaii, die vor vier Jahren noch Sanders unterstützte. 

Sie belegte in Amerikanisch-Samoa hinter Bloomberg den 2. Platz und bekam dafür zwei Delegierte. Die hätten sie eigentlich zur Teilnahme am nächsten TV-Duell der demokratischen Bewerber qualifiziert. Doch die Demokraten haben erkennbar kein Interesse daran, der Irak-Veteranin, die wiederholt die Korruption in ihrer eigenen Partei angeprangert hat, eine Bühne zu geben.

 Flugs wurden die Debattenrichtlinien geändert. Reichte vor dem TV-Duell in South Carolina noch ein Delegierter für die Teilnahme, erhöhte das Democratic National Committee (DNC) diese Hürde nun auf 20 Prozent aller bereits vergebenen Delegierten – damit ist sichergestellt, daß es am 15. März zu einem Duell zwischen Sanders und Biden kommen wird. 

Für Sanders ist der Weg zur Nominierung deutlich schwerer als für Biden. Nicht nur liegt er bei der Zahl der schon vergebenen Delegierten zurück. Auch die Umfragen in den kommenden Vorwahl-Staaten prophezeien ihm Kummer. Zudem sah die Realität am Super Tuesday für Sanders noch deutlich schlechter aus, als es die Umfragen voraussagten. Seine vornehmlich jungen Wähler gehen zahlenmäßig nicht ausreichend zu den Abstimmungen, ganz anders als die eher ältere Klientel, die Biden anspricht. Selbst wenn es keinem der beiden gelingen sollte, die nötigen 1.991 Delegierten auf sich zu vereinen, ist Biden im Vorteil. Denn es wird erwartet, daß sich die „Super-Delegierten“, die in einem möglichen zweiten Wahlgang zum Tragen kämen, eher auf seine Seite schlagen.