© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 12/20 / 13. März 2020

Volkskirchen ade: Mitgliederzahlen befinden sich auf Talfahrt
Zukunftsvision Elite
(ob)

Die „Freiburger Studie“ zur düsteren Entwicklung künftiger Mitgliederzahlen der Kirchen in Deutschland, von den Sozialwissenschaftlern Fabian Peters und David Gutmann 2019 in Buchform veröffentlicht, sorgt seit Monaten für großes Aufsehen. Mit der baldigen Verrentung der geburtenstarken Jahrgänge werde es Schluß sein mit einem steigenden Kirchensteueraufkommen, das bisher die finanziellen Verluste infolge massiver Kirchenaustritte aufgefangen habe. Bis 2060 dürften sich, so die Freiburger Prognose, die Mitgliederzahlen der evangelischen und katholischen Kirche in etwa halbieren, von derzeit von 43,1 auf dann 22,7 Millionen Mitglieder. Das Ergebnis sei auch deshalb besorgniserregend, wie Peters und Gutmann in einer Kurzfassung ihrer Statistik warnen („Talfahrt nach unten“, zeitzeichen, 2/2020), weil die Zahlen nicht aufgrund des demographischen Wandels zustände kämen, wie man sich kirchenintern tröste. Der größere Anteil des Mitgliederrückgangs gehe auf kirchenspezifische Faktoren zurück. So lasse sich an der sinkenden Taufbereitschaft der Eltern ablesen, daß die christliche Botschaft auch Teile der Kirchenmitglieder nicht mehr erreiche. Je städtischer dabei eine Landeskirche geprägt sei, desto weniger Kinder würden getauft. Die Konfirmation erweise sich bei Protestanten sogar als „bedeutendste Gelegenheit zum Kirchenaustritt“. Doch unverdrossen kontert Thies Gundlach, Vizepräsident im Kirchenamt der EKD in Hannover, den Alarmruf der Freiburger mit der Vision einer 2060 noch übrigen „Elite-Kirche“. Es gebe daher „überhaupt keinen Grund, angstvoll in die Zukunft zu schauen“. 


 https://zeitzeichen.net