© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 12/20 / 13. März 2020

Zeitschriftenkritik: Damals – Magazin für Geschichte
„Briten werden niemals Sklaven sein“
Werner Olles

Das monatlich erscheinende Magazin für Geschichte Damals beschäftigt sich in seiner aktuellen Ausgabe (3/2020) mit dem britischen Empire und der Frage, wie es entstand. „Herrsche, Britannia! Britannia, beherrsche die Wellen; Briten werden niemals Sklaven sein“, heißt es im Refrain des patriotischen Liedes „Rule, Britannia“, 1740 erstmals aufgeführt. Eine Seemacht, welche die Welt beherrsche und sich andere Völker untertan macht, statt selbst versklavt zu werden: Dies war das Programm, das zur Erfolgsformel des britischen Imperiums wurde. Aus Sicht vieler Briten brachte das Empire den unterworfenen Völkern Einheit, Recht, Demokratie, die englische Sprache sowie eine gute Infrastruktur. Auf dem Höhepunkt seiner Ausdehnung umfaßte das größte Kolonialreich der Geschichte im Jahr 1921 ein Viertel der Landfläche der Erde, mit über 410 Millionen Menschen.

Begonnen hatte der Aufstieg mit der Erkundungsfahrt des italienischen Seefahrers Caboto, der 1497 Neufundland erreichte. 90 Jahre später setzten sich die Briten nach dem Sieg über die spanische Flotte in der Karibik fest. Es folgten Landnahmen in Nordamerika, Afrika, Indien und im pazifischen Raum. Eine herausragende Bedeutung für das Empire besaß Indien, wo die Briten ein ausbeuterisches Regime etablierten und als Kolonialherren zwischen ausgelebter Macht, Langeweile und Heimweh changierten. Letztlich wird am Beispiel Indiens deutlich, daß Gewalt den Weg in die Unabhängigkeit säumte.

Über den vergessenen „Minister im Widerstand“ Johannes Popitz (1884–1945) berichtet die Historikerin Anne C. Nagel. Tatsächlich konspirierte der ehemalige Spitzenbeamte der Weimarer Republik und preußische Finanzminister im „Dritten Reich“ seit Ende 1938 mit anderen Konservativen gegen Hitler. Ein Bürger im besten Sinne des Wortes, gebildet und kultiviert und ein ausgezeichneter Jurist. Popitz organisierte nach dem Ersten Weltkrieg den Wiederaufbau Ostpreußens, das durch den Einmarsch der russischen Armee im Herbst 1914 zerstört worden war. Er arbeitete im Umfeld von Minister Erzberger (Zentrum), als es galt, das hochverschuldete Reich vor dem Staatsbankrott zu bewahren. Zu seinem wichtigsten Gesprächspartner wurde der Staatsrechtler Carl Schmitt, ein Kritiker der Weimarer Verfassung. Die anhaltende Staatskrise begriffen sie als Chance zur politischen Erneuerung im Sinne eines autoritären Lösungsweges. Nachdem sich Popitz dem konservativen Widerstand angeschlossen hatte, wurde er vor dem Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und Anfang Februar 1945 gehängt. Schmitt besuchte ihn öfter in seiner Zelle und notierte später: „Er hatte etwas von der humanistischen Heiligkeit des Thomas Morus; er drängte sich nicht zum Martyrium, er gab nach, solange es ging, und blieb heiteren Gemüts, als der Tod unvermeidlich wurde.“

Weitere Beiträge befassen sich mit dem Fürsten Vlat III., besser bekannt als Dracula, und der Härte der frühen Demokratie in Athen.

Kontakt: Konradin Medien GmbH, Ernst-May-Str. 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen. Das Einzelheft kostet 6,90 Euro.

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