© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 12/20 / 13. März 2020

Umwelt
Verhungert in der Natur
Martina Meckelein

Kein Halm steht mehr. Die Weide ist matschig. Kalter Wind zerzaust die Mähne, mit hängendem Kopf steht das Pony da. Kein schützender Baum, kein Stall und vor ihm auf dem Boden liegt ein lebloses Fohlen. Vor zwei Wochen alarmierten Spaziergänger den Kreis Dithmarschen, so berichtet es der NDR. Ihnen war im Vogelschutzgebiet Wöhrdener Loch der schlechte Allgemeinzustand einiger Pferde aufgefallen. Seit Jahren hält dort der Naturschutzbund (Nabu) Konikpferde. Sie sollen die Verbuschung durch Abgrasen verhindern. Rund 80 Tiere leben hier – zu viel. Die Spaziergänger hatten recht. Drei Stuten und vier Fohlen starben. Als die Geschichte bekannt wurde, wiegelte der Nabu ab: Er sei zwar Eigentümer, verantwortlich seien aber zwei Landwirtschaftsbetriebe, die sich um die Pferde kümmerten. Die Tiere seien nicht verhungert, sondern Totgeburten oder an Herz-Kreislauf-Versagen verendet.

Die Landschaftspflege für den Naturschutzbund überforderte die zähen Konikpferde.

„Wenn man verhungert, dann stirbt man irgendwann an Herz-Kreislauf-Versagen und nicht an Verstopfung“, kommentierte Tierarzt Rudolf Schmitt im NDR süffisant die Nabu-Ausreden. Der gab dann am 6. März zu, daß mindestens ein Tier verhungert sei. Konikpferde sind in Deutschland als „Panjepferde“ in beiden Weltkriegen berühmt geworden. Die Landschaftspflege für den Nabu überforderte jedoch die zähen Tiere. Sie müssen über Monate quälenden Hunger ausgestanden haben. Es ist nicht das erste Mal, daß gegen den Umweltverband solche Vorwürfe erhoben werden. „Der Nabu Ostfriesland hat seine Heckrinder, die zur Beweidung von Naturschutzflächen eingesetzt wurden, verhungern lassen. Zu diesem Ergebnis kam das Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves) in Oldenburg in seinem Bericht vom 28. April 2008.“ Das berichtete damals das Jagdmagazin Wild und Hund. Gegen den Nabu sollen im aktuellen Fall mehrere Anzeigen erstattet worden sein.