© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 12/20 / 13. März 2020

Frisch gepresst

Spezialkräfte. Bei militärischen Geheimoperationen denkt man nicht zuerst an Ritter des Mittelalters. Doch auch in jener Zeit wußten Befehlshaber bereits um den Vorteil kleiner gut trainierte und bestens ausgerüsteter Einheiten, die Spezialaufträge hinter den feindlichen Linien erledigten und so beispielsweise gegnerische Anführer entführten oder töteten. Der Historiker Yuval Noah Harari lehrt an der Hebrew University in Jerusalem und widmet sich in „Fürsten im Fadenkreuz“ ausgewählten Geheimoperationen zwischen 1100 und 1550. Um seinen Lesern das Wesen solcher Militäraktionen zu vermitteln, eröffnet er das kurzweilige Buch mit einem Theorieteil. Anschließend präsentiert er Beispiele aus dem Nahen Osten und Europa. Die gut lesbare Arbeit ist der erste Versuch, das Thema einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Dabei zeigt der Israeli, daß Geheimoperationen „bereits im Mittelalter und in der Renaissance integraler und äußerst wichtiger Bestandteil des militärischen und politischen Werkzeugkastens“ waren, die gerade im Belagerungskrieg eine nicht zu unterschätzende Option darstellten. (ag)

Yuval Noah Harari: Fürsten im Fadenkreuz. Geheimoperationen im Zeitalter der Ritter 1100–1550, Verlag C. H. Beck, München 2020, 347 Seiten, gebunden, 26,95 Euro





Tick-Tack. Die große Stärke Kellerhoffs kleiner Geschichte der Roten Armee Fraktion (RAF) sind die wahrhaft minutiösen Schilderungen einzelner Anschläge. So etwa der Anschlag mit fünf je vier Kilogramm schweren Rohrbomben auf das Hamburger Verlagshaus des Axel-Springer-Verlags. „Um 15:36 Uhr ging eine Warnung in der Telefonzentrale des Verlages ein: ‘In 15 Minuten geht eine Bombe bei euch hoch. Sofort räumen!’ 15:39 Uhr löste der Sicherheitschef Bombenalarm aus. Es war zu spät: Um 15:41 Uhr explodierte die erste Bombe.“ Kurze Zeit später eine zweite. Zwei Bomben versagten. Eine wurde entschärft. Die Attentäter verletzten 23 Menschen. „Das Bekennerschreiben (…) behauptete, man habe 26 Minuten vor der ersten Detonation ‘gewarnt’.“ Das sei aber Propaganda für RAF-Sympathisanten, schreibt Kellerhof: So wolle die RAF die Schuld an den Verletzten Springer zuschieben. Aus der Rekonstruktion geht hervor: Es vergingen fünf Minuten. (mp)

Sven Felix ­Kellerhoff: Eine kurze Geschichte der RAF. Klett-Cotta, Stuttgart 2020, broschiert, 208 Seiten, 18 Euro