© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 12/20 / 13. März 2020

Frisch gepresst

Nicht-Nation. Salahdin Koban beschreibt sich als stolzen Deutschen kurdischer Abstammung. Der CDU-Politiker und säkulare Moslem analysiert in seinem Buch „Deutschlands freiwilliger Untergang“ die „Identitätskrise einer Nation, die keine sein will“. Koban plädiert darin für eine übergeordnete deutsche Leitkultur und die unverkrampfte Auseinandersetzung mit deutschem Selbstbewußtsein. Warum sollten sich Einwanderer mit dem Erbe des Dritten Reiches identifizieren? Daß Deutsche nicht stolz auf ihre Herkunft seien, erwecke bei Außenstehenden mehr Unverständnis denn Respekt. Es brauche ein attraktives Gesellschaftsmodell, bei dem es sich auch für Migranten lohne, sich zu integrieren. Basierend auf seinen Erfahrungen als Kind von Gastarbeitern zeigt er keine Scheu, linke Dogmen wie „Toleranz“ oder „Diskriminierung“ zu hinterfragen. „Nicht jedes Abweichen vom linken Denken ist ein Verstoß gegen die Menschenwürde.“ Um andere Kulturen ernst nehmen zu können, müßten sich die Deutschen erst einmal selbst ernst nehmen, lautet seine Devise. (hr)

Salahdin ­Koban: Deutschlands freiwilliger Untergang. Identitätskrise einer Nation, die keine sein will. FinanzBuch Verlag, München 2020, gebunden, 160 Seiten, 18,99 Euro





Wehklagen. Mit seinem Buch „Mythos Bildung“ bewegt sich Aladin El-Mafaalani auf von linken Vorwurfsnarrativen ausgetrampelten Pfaden. Zu vorhersehbar skizziert der 1978 im Ruhrgebiet geborene Professor für Erziehungswissenschaften die „ungerechte Gesellschaft“, in der immer noch nach Geschlecht, ökonomischer Stellung sowie sozialer und ethnischer Herkunft getrennt werde. Dabei legt El-Mafaalani den Finger durchaus auch in richtige Wunden, die verdeutlichen, warum Bildung allein eben „kein einziges der großen gesellschaftlichen Probleme“ löst. Beispielsweise wenn er darauf hinweist, daß viele Erwachsene kaum noch Orientierung bieten oder daß Abschlüsse zwar immer wichtiger werden, aber insbesondere die einfachen und mittleren gleichzeitig an Wert verlieren. Doch allein schon durch die richtungsweisende Existenz von Lehrstühlen wie El-Mafaalanis eigenem für „Erziehung und Bildung in der Migrationsgesellschaft“ an der Universität Osnabrück büßt das ikonisch-wehklagende Zerrbild der Chancenungleichheit an überzeugender Strahlkraft ein. (gb)

Aladin El-Mafaalani: Mythos Bildung, Die ungerechte Gesellschaft, ihr Bildungssystem und seine Zukunft, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2020, gebunden, 320 Seiten, 20 Euro