© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 12/20 / 13. März 2020

Frisch gepresst

Kult. Gibt es eine Anleitung zum Diktatorwerden und wenn ja, müßte sie nicht verboten werden? „In zwölf Schritten zum Despoten?“ Gibt es nicht, aber man kann Voraussetzungen und Mechanismen studieren, die Gewaltherrscher an die Macht gebracht – und an ihr gehalten haben. Der niederländische und in Hongkong lehrende Historiker Frank Dikötter legte nun ein solches Werk vor. Von Mussolini über Hitler bis Stalin, Mao Zedong und Kim Il-sung bis hin zu Ceau?escu und Mengistu behandelt Dikötter alles, was in der Diktatorenriege des 20. Jahrhunderts Rang und Namen hatte. Dabei stellt der 59jährige ein Phänomen in den Vordergrund: den Personenkult. Allen Autokraten, die sich längere Zeit an der Macht halten konnten, sei gemeinsam, daß sie mit höchstem Aufwand eine fast schon „säkulare Anbetung“ schufen, die von oben kultiviert wurde. „Langfristig erwies sich der Personenkult als effizienteste Option.“ Er erniedrige Verbündete wie Gegner gleichermaßen. Er wolle, schreibt Dikötter, den Personenkult dort verorten, wo er hingehört: „im Herzen der Tyrannei“. Als Anleitung zum Diktator können heutige Anwärter darauf („Erdo?an und Xi Jinping“) das Buch nicht lesen, es zeigt aber Mechanismen auf, die wirksam seien. Daher: Nein zum Verbot! Prädikat: lesenswert. (ls)

Frank Dikötter: Diktator werden. Populismus, Personenkult und die Wege zur Macht. Klett-Cotta, Stuttgart, 2020, gebunden, 368 Seiten, 26 Euro





Dauerlächeln. Sie ist jung (34) und wortgewandt: Katharina Schulze, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag und dauerlächelndes Maskottchen der urbanen Öko-Elite, hat ein Buch geschrieben. Darin bedient sich die Freiburgerin ihrer gewohnt abgedroschenen Phrasen. Der Erkenntnisgewinn hält sich in Grenzen. Es sei denn, den Leser interessiert, wie die kleine Katharina in der 2. Klasse zur Sprecherin gewählt wurde. „Ging schnell und tat gar nicht weh.“ Ansonsten plädiert sie dafür, die Demokratie vor autoritärem Gedankengut zu retten, etwa der Entscheidung zur Wiederaufnahme von Grenzkontrollen. Als Autor für ein Vorwort konnte Schulze Parteichef Robert Habeck gewinnen. Der bescheinigt ihr, die gerade vom Landtagspräsidium gerügt wurde, weil sie die AfD eine „faschistische Partei“ nannte: „Sie zeigt, wie wir miteinander zivilisiert über den richtigen Weg in die Zukunft streiten können.“ (tb)

Katharina Schulze: Mut geben statt Angst machen – Politik für eine neue Zeit, Droemer, München 2020, broschiert, 208 Seiten, 18 Euro