© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 13/20 / 20. März 2020

Blick in die Medien
Xavier fliegt raus
Hermann Rössler

Als Soulsänger Xavier Naidoo 2001 beim Song „Adriano“ gegen fremdenfeindliche Gewalt ansang, war ihm der Applaus des Medienbetriebs sicher. Seitdem er es in einem aufgetauchten Video gewagt hat, Gewalt von einigen Schutzsuchenden anzusprechen, ist er ein Ausgestoßener. 

Naidoo hatte in dem Video unter anderem gesungen: „Ich hab fast alle Menschen lieb. Aber was, wenn fast jeden Tag ein Mord geschieht, bei dem der Gast dem Gastgeber ein Leben stiehlt.“ Er setze sich schon lange gegen Ausgrenzung und Fremdenhaß ein, verteidigte sich der Musiker mit indischen, südafrikanischen, irischen und deutschen Wurzeln in einer Stellungnahme. Es gelte aber, wachsam gegenüber Angriffen auf ein friedliches Miteinander zu sein, „egal aus welcher politischen Richtung“ diese kämen und „ungeachtet der Herkunft“. Auf seiner Facebook-Seite erzählt er, daß seine Eltern als Gastarbeiter nach Deutschland kamen. Sich an „Recht und Moralvorstellungen des Gastgebers“ anzupassen, müsse selbstverständlich sein.

RTL schmiß Naidoo aus der Jury von „Deutschland sucht den Superstar“.

Doch alle Erklärung half nicht: Der Privatsender RTL warf Naidoo aus der Jury für die Casting-Show „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS). „Wir sind Verfechter der Meinungsfreiheit“, versicherte RTL-Geschäftsführer Jörg Graf. „Dazu gehört aber auch, daß wir jede Form von Rassismus und Extremismus entschieden ablehnen. Die jetzt aufgetauchten Videos von Xavier Naidoo haben uns massiv irritiert.“

Auch die Musikgruppe Die Söhne Mannheims, der Naidoo bislang angehörte, nutzte den Anlaß für eine Abrechnung: „Xavier und wir gehen seit einiger Zeit getrennte Wege und als Musikerkollektiv stehen wir klar und konkret gegen Haß, Gewalt und Rassismus!“ Vielsagend: Eine erste erfolgreich laufende Petition auf der Internetseite avaaz.org zur Wiederaufnahme Naidoos in die DSDS-Jury wurde einfach kommentarlos gelöscht.