© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 13/20 / 20. März 2020

Kabinenklatsch
Der König strauchelt über Fräulein Corona
Ronald Berthold

Na toll! Kaum führt die JF eine Sportkolumne ein, herrscht in den Arenen tote Hose. Die Playoffs im Eishockey – komplett abgesagt. Erstmals seit dem Kriegsjahr 1945 gibt es keinen Deutschen Meister. Ein Vorbild? Noch ziert sich König Fußball wie die Blondine vor dem Latin Lover. Letztlich gibt sich die Dame dann doch hin. Und so wird auch die Majestät unter den Sportarten dem Fräulein Corona erliegen. Um das zu sehen, braucht man kein Rasputin am Hofe zu sein.

Was dann? Auch wenn es dem Schloßherrn FC Bayern schwerfallen wird, den Briefkopf nicht um einen weiteren Meistertitel zu ergänzen, ist viel entscheidender, was im Keller des Palastes passiert. Noch haben alle Teams realistische Chancen auf den Klassenerhalt. Werder und Paderborn vom Hofe zu verbannen, nur weil sie aktuell auf den Abstiegsplätzen stehen, wird nicht gehen. Wenn kein Meister – dann auch kein Absteiger.

Längst ist ein Streit darüber entbrannt, wie die Ligen mit der Virus-Zwangspause umgehen sollen.

Was wird mit dem Aufstieg aus der 2. Liga? Die Bundesliga auf 20 Klubs aufstocken? Ja, lieber Marcel Reif, da Sie das fordern: Um wen denn im Namen Ihrer Majestät? Bielefeld und Stuttgart würden vor dem Schloß jubeln. Sie führen derzeit das Unterhaus an. Würde der Dino HSV endgültig aussterben? Er steht auf dem Relegationsplatz und lechzt nach der Rückkehr in die Nähe des Throns. Ihm könnte man die Ausscheidungsspiele gegen den 16., Düsseldorf, ermöglichen, meint der Hofberichterstatter. Wenn das passiert, wären die Rheinländer die einzigen, die aus der Eliteliga absteigen. Obwohl sie zwei Mannschaften hinter sich gelassen haben. Soviel zum Wort „Fortuna“.

Alle Thronnarren, die sich die Köpfe heiß denken, müssen einsehen: Jeder Bauer, den sie jetzt opfern, wird letztlich doch den König kippen lassen. Eine Problemlösung schafft neue Ungerechtigkeiten. Da hilft nur die Parole: „Der König ist tot! Es lebe der König!“ Heißt mit weniger monarchischen Worten: Die Saison nicht werten und von vorn beginnen, wenn sich die aufgewirbelten Viren verzogen haben.

Es sei denn, Fräulein Corona wird doch noch rechtzeitig erdolcht.