© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/20 / 27. März 2020

Die deutschen Strompreise steigen – trotz billigerer Energie
Politisch erzwungen
Marc Schmidt

In der Regierungszeit von Angela Merkel haben sich die Strompreise verdoppelt. Während die diesjährigen Preiserhöhungen im Januar mit 5,4 Prozent moderat ausgefallen sind, kritisieren Verbraucherschützer die aktuellen Tariferhöhungen großer Anbieter um durchschnittlich acht Prozent als überzogen. Dabei trifft die Kritik die falschen Marktteilnehmer.

Stromanbieter agieren im Wettbewerb mit etwa tausend Anbietern, Kunden können bei Preiserhöhungen wechseln. Und die kritisierenden Verbraucherzentralen nehmen selbst gern Beratungsgebühren von verunsicherten Haushalten. Zentraler Preistreiber für Strom ist erneut eine fünfprozentige Erhöhung der Zwangsabgaben und der Steuern auf diese Abgaben. Diese gestiegenen Kosten stehen für energiepolitisches Versagen aller Bundesregierungen seit Start des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im Jahr 2000. Die Preissteigerung ist eine Weitergabe staatlich verordneter Kosten ohne Inflation oder Löhne. Ein weiterer unbeachteter Preistreiber sind die „Grünstrom“-Erzeuger. Sie realisieren Anlagen, die auch in Zeiten extrem günstiger Zinsen nur mit den bereits bestehenden absurd hohen Fördermaßnahmen rentabel sind. Die Öko-Stromproduzenten sind meist nicht mit den Stromversorgern identisch. Die politisch gewollten, aber kaum wettbewerbsfähigen Wind- und Solarstromerzeuger verhindern eine dauerhafte Senkung der Abgaben und damit der Preise, die an der Strombörse nur etwa vier Cent pro Kilowattstunde betragen.

Preistreibend agieren zudem die monopolistischen Netzbetreiber. Für an einen nicht zahlenden Kunden gelieferten Strom zahlt der Stromversorger ohne Aufschub sofort alle Netzentgelte, Abgaben und Steuern. Jeder Versorger muß mit seinen zahlenden Kunden die Kosten für alle säumigen Kunden decken, während Produzenten und Netzbetreiber abgesichert sind. Der deutsche Strompreis ist wirtschafts- und verbraucherfeindlich. Die Schuld daran trifft aber am wenigsten die Stromversorger.