© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/20 / 27. März 2020

Zeitschriftenkritik: Cato
Wertvolles gilt es zu bewahren
Werner Olles

In seinem Vorwort zur aktuellen Ausgabe (März 2020) von Cato, dem zweimonatlich erscheinenden „Magazin für neue Sachlichkeit“, erinnert Chefredakteur Andreas Lombard an den konservativen englischen Philosophen Sir Roger Scruton, der im Januar dieses Jahres verstarb. 2016 vom Prince of Wales zum Ritter („Knight Bachelor “) geschlagen, war Roger Scruton nicht nur ein „Prophet der Schönheit“, wie ihn der Historiker und Publizist Marco Gallina in seinem Nachruf bezeichnet, sondern „der größte konservative Denker der Moderne, der nicht nur den Mumm hatte zu sagen, was er dachte, sondern es schön zu sagen“ (Boris Johnson). Bei einem Besuch im Pariser Quartier Latin 1968 hatte Scruton die Krawalle und „die Zerbrechlichkeit der Welt im Angesicht der Anarchie“ (Gallina) erlebt. Er sah, daß die 68er ihre Randale auf den „Spielzeugbarrikaden“ nur ausleben konnten, „weil sie von der Freiheit und dem Wohlstand zehren, die ihnen die verhaßte ‘Bourgeoisie’ erst ermöglicht hat“ (Gallina). Dies gab ihm die Gewißheit, daß es viel einfacher ist, etwas Wertvolles zu zerstören, als es zu erhalten. 

Der emeritierte Politikwissenschaftler und Historiker Angelo M. Codevilla plädiert für ein Ende der Russophobie. Er rät den USA und Rußland, die traditionell keine großen geopolitischen Interessenkonflikte haben, sich mit der viel größeren Bedrohung durch China zu beschäftigen. Zu wenige Amerikaner hätten Putins Aufstieg zur Macht als „Rekonvaleszenz eines „bankrotten, gedemütigten und beleidigten Volkes, die Rußland wieder groß und stark machen wollte“, gedeutet. Tatsächlich habe Putin seinen Staat wieder zu einer europäischen Großmacht mit globalem Einfluß gemacht. Codevilla fragt, ob der Kraftaufwand, mit dem man die muslimischen Regionen in der Föderation halte, nicht besser darauf verwendet werden sollte, diese abzustoßen und Grenzmauern zu errichten. Beunruhigend seien auch die Waffenlieferungen an China und die geopolitische Hinwendung zur Volksrepublik, die allerdings zum Teil den Wirtschaftssanktionen der USA geschuldet seien. Eine vernünftige amerikanische Außenpolitik bestände darin, die Sanktionen aufzuheben. 

Sehr interessant ist auch das Interview mit dem polnischen Botschafter Andrzej Przylebski, in dem dieser seiner Verwunderung über die deutsche Politik und Öffentlichkeit der Gegenwart bekennt. Erst Geschichte, Tradition und vor allem Sprache machten uns zu Mitgliedern einer Nation. Dies zu negieren sei für das Abendland katastrophal. Kritisch ist auch seine Einschätzung der ideologisch linksorientierten deutschen Mainstream-Medien, die die EU so schnell wie möglich zu einem Bundesstaat machen wollten.

Jordan B. Peterson befaßt sich in seiner Kolumne damit, „warum die Redefreiheit ganz unverzichtbar ist“, während Karlheinz Weißmann in seinem Beitrag „Fritz Fischers lange Schatten“ das Debattierverbot über die alleinige deutsche Kriegsschuld thematisiert.

Kontakt: Cato-Verlag, Fasanenstr. 4, 10623 Berlin. Das Einzelheft kostet 13,80 Euro, ein Jahrsabo 72 Euro.

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