© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/20 / 27. März 2020

DVD: Der Manitou
Ein Tumor im Nacken
Werner Olles

Als die junge Karen Tendi (Susan Strasberg) eines Morgens in ihrem Nacken einen Knoten bemerkt, ahnt sie noch nicht, was auf sie zukommt. Die Geschwulst wächst von Tag zu Tag, und Karen entschließt sich, in dem teuren Privatkrankenhaus eine Untersuchung vornehmen zu lassen. Die Ärzte entdecken dabei eine glatte, runde Ausbuchtung von der Größe und Form eines gläsernen Briefbeschwerers.

Als Karen ihnen berichtet, daß der Tumor sich vergrößert und verschiebt, fertigen sie eine Röntgenaufnahme. Aber anstatt des normalen fibrösen Gewächses sehen sie etwas, was wie ein kleiner Knoten von Gewebe und Knochen aussieht. Die Ärzte deuten dies als eine Art knochiger Wurzeln, die den Tumor am Nacken festhalten. Sie entscheiden ihn herauszuschneiden und dann näher zu untersuchen. Vorher ziehen sie jedoch noch einen Spezialisten hinzu, der je länger er eine Abbildung im „Handbuch der klinischen Gynäkologie“ mit dem Tumor vergleicht, desto mehr Ähnlichkeit mit einem Fötus entdeckt … 

William Girdlers „Der Manitou“ (The Manitou, USA 1978) ist die Geschichte der Wiedergeburt des Manitou Misquamacus, eines altindianischen Dämons, der den Weltuntergang besiegeln will. Inszeniert nach dem Roman des Horror-Autors Graham Masterton, entpuppt sich der Film jedoch schnell als mit allerlei technischen Mätzchen inszenierte Unterhaltung, die nicht entfernt die Spannung des Romans widerspiegelt. Die Handlung dieser Mischung aus Horror– und Okkult-Thriller erschöpft sich weitestgehend in oberflächlichen Schock-Effekten und brutalen Gewaltdarstellungen. Schade, denn Mastertons Roman befaßt sich erkenntnisreich mit spirituellen und okkulten Praktiken indianischer Schamanen und Medizinmänner, außerdem der Kristallisierung dämonischer Mächte und religiöser Ausnahmezustände. Daß der Film nicht daran anknüpft, ist bedauerlich!

Mediabook: Der Manitou. KochFilms 2020, Laufzeit etwa 94 Minuten