© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/20 / 27. März 2020

Umwelt
Frauen in Gefahr
Paul Leonhard

Der Klimawandel sorgt nicht nur für Hitzewellen, sondern auch für eine Zunahme der „geschlechtsspezifischen Gewalt“. Das ist zumindest das Ergebnis der Studie „Gender-based violence and environment linkages“ der Weltnaturschutzunion (IUCN). So würden in Malawi, Äthiopien oder dem Südsudan während Dürren verstärkt Minderjährige von ihren Eltern im Austausch gegen Vieh zwangsverheiratet. Wegen der Trockenheit und der Abholzung von Wäldern müßten Frauen beim Brennholzsammeln oder der Suche nach Wasserstellen immer längere Wege zurücklegen, wodurch die Gefahr steige, daß sie vergewaltigt werden. Selbst in Ländern, wo Frauen für die Landwirtschaft zuständig sind, droht ihnen Gewalt, wenn die Ernte infolge der Klimakrisen schlecht oder ganz ausfällt. Mit jeder Mißernte sinke ihre gesellschaftliche und familiäre Stellung.

Frauen in Entwicklungsländern werden mit den Folgen des Klimawandels allein gelassen.

Tödlich für Frauen würden sich Naturkatastrophen auswirken, wenn ihnen die Gesellschaft spezielle Verhaltensweisen vorschreibt. Als Beispiel wird das muslimische Bangladesch genannt, wo Frauen bei drohenden Fluten nicht Not-unterkünfte aufsuchen, sondern sich zu Hause verbarrikadieren, um nicht mit Männern dieselbe Toilette benutzen zu müssen. Die Frauen würden dann häufig vom Wasser samt ihrer Hütte weggeschwemmt, berichtet das Netzwerk „Gender CC – Women for Climate Justice“. Mehr als tausend derartige Beispiele hat die IUCN aufgeführt, die Studie gilt als bisher umfassendeste Untersuchung über die Nebenwirkungen von Klimawandel und Umweltzerstörung. Negativ wirke sich auch aus, wenn die Männer ihre Länder verlassen und die Frauen allein mit den Folgen des Klimawandels zurücklassen. Auf die Folgen des Zuzugs für die Frauen in den Zielländern geht die Studie nicht ein.

 portals.iucn.org