© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/20 / 27. März 2020

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Wie überstehen wird diese Krise?“, JF 13/20

Trügerische Wortwahl

Man denkt, jetzt wach ich auf und alles ist wieder gut. Von wegen! Während unsere Regierung mit fadenscheinigen Begründungen der wohlfeilen angeblichen Gesundheitsfürsorge den Steuerzahler am besten unter Gesamtquarantäne stellt, werden gleichzeitig fortgesetzt jeden Monat, mehr oder weniger klammheimlich, Zigtausende Illegale ohne glaubwürdige Identität mit unbekanntem Gesundheitszustand ins Land gelassen. Wo ist da bitte die Glaubwürdigkeit und die angebliche Fürsorge? 

Die „vorläufigen“ Maßnahmen werden dem Bürger wieder mal als „alternativlos“ verkauft. Nur: Die Geschichte lehrt, daß die Grundeigenschaft der Formulierung „vorläufig“ stets nur eine täuschende Lüge war und die meisten der betroffenen Fakten nie wieder rückgängig gemacht wurden oder werden konnten.

Sven Langheinrich, Mohlsdorf-Teichwolframsdorf




Vorbereitung auf Energiewende

Ja, wir haben eine Corona-Krise. Ob das jetzt eine etwas härter ausfallende Grippe ist oder nicht, sei dahingestellt. Auch im Jahr 2017 waren um die 25.000 Tote durch Grippeviren in Deutschland zu beklagen. Außer den Angehörigen und Hinterbliebenen hat das niemand bemerkt. Sowohl Gelassenheit als auch Hysterie helfen jetzt nicht weiter und sind fehl am Platz. In Panik werden Bürger zum „Hamster“, dabei ist die Versorgung gesichert. Gibt es nicht wichtigere Dinge als Toilettenpapier? Dann wird das Mehl knapp, weil das Volk im Übermaß kauft, obwohl noch nie privat das Brot gebacken wurde. Diese Krise geht vorbei, wie alle anderen auch. Doch die Bürger sollten sich danach in Ruhe auf Szenarien einstellen, die viel problematischer sind. 

Die hirnrissige „Energiewende“ in unserem Land führt dazu, daß selbst Experten vor einem Blackout warnen. Es ist nicht die Frage ob, sondern nur wann. Von einer Sekunde auf die andere wird dann in diesem Land nichts mehr gehen. Weder die Türen der Banken gehen auf noch die elektrisch betriebenen Türen der Lebensmittelmärkte. Keine Registrierkasse funktioniert mehr. Es wird Chaos im Land herrschen, und das kann Tage oder Wochen gehen. Dann werden wir alle Exzesse erleben, die heute nur theoretisch denkbar sind. Die Polizei werden wir nicht zur Hilfe rufen können. Kein Telefon funktioniert mehr. Jeder ist auf sich selbst gestellt. Wohl dem also, der dann im eigenen Haus bis zu acht Wochen „autark“ überleben kann.

Horst Niehues, Sulz am Neckar




Ambivalente Zukunft

Wie Dieter Stein in seinem Streiflicht („Der große Stillstand“) andeutet, bietet die Corona-Pandemie einer übersättigten, schnellebigen Gesellschaft die Chance, einen Gang runterzuschalten. Nun hat man Zeit, die Dinge anzupacken, die man im hektischen Alltag normalerweise nie schafft: aufzuräumen, den Garten zu pflegen, ein Buch zu lesen, Musik zu hören. Das Verhältnis zu Mitmenschen ändert sich: Die Breite der Kontakte schrumpft, dafür vertieft sich das Verhältnis zu den Familienteilen, mit denen man nun annähernd 24 Stunden eine Wohnung teilt. Man handelt bewußter und – hoffentlich – in Verantwortung auch für schwächere Glieder der Gesellschaft. Auf vieles lernt man notfalls zu verzichten, einiges zu kompensieren. Vielen setzt die Krise allerdings sehr zu: Angestellten in Krankenhäusern, Menschen in städtischen Kleinstwohnungen. In Deutschland zuletzt verteufelte Dinge lernen wir wieder zu schätzen, wie ein eigenes Haus mit Garten oder ein eigenes Auto. Die andere Seite der Medaille sind die zu erwartenden Schäden an der Volkswirtschaft und an der Gesundheit vieler Deutscher. 

Eine regierende „Elite“, die das aufziehende Unheil aus dem fernen Osten zwei Monate lang wider besseres Wissen ignoriert, verharmlost und schnelle Maßnahmen (Grenzkontrollen, Einreiseverbote, Flugstopps) nicht getroffen hat, nun aber radikal elementarste Freiheiten beschneidet, hat bei allem nötigen Zusammenhalt keine steigende Beliebtheit verdient, sondern wird sich dafür verantworten müssen. Die Corona-Krise ist auch eine Krise der überzogenen Globalisierung, der offenen Grenzen und einer verantwortungslosen, volksfernen Politik. Und hoffentlich deren Ende.

Martin Niedermeier, Kößlarn




Neue Allianz Corona-Marlboro

Zu Recht sagte unsere Bundekanzlerin: „Wir sind eine Gemeinschaft, in der jedes Leben und jeder Mensch zählt“ und rechtfertigt drastische Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus. Warum verbietet sie aber nicht den Verkauf der Nikotin-Droge, wo doch die Raucher zur Risikogruppe mit der geringsten Überlebenschance gehört. Etwa 140.000 Raucher sterben in Deutschland im Jahr. 

„Jedes Leben zählt“, sagte sie das nicht? Warum verhindert dann ihre Partei seit Jahren das Verbot der Außenwerbung für die Nikotin-Droge. So darf nun Gauloises sogar mit Corona Werbung machen. Sie zeigt einen entspannt rauchenden jungen Mann mit dem Slogan: „Bei Corona verlasse ich mich lieber auf mein Bauchgefühl.“

Prof. em. Dr. Ludger Schiffler, Berlin






Zu: „Ansteckend abschreckend“ von Christian Vollradt, JF 13/20

Schwere politische Hypothek

Die AfD ist in Turbulenzen und Gefahr, weil einige Extremisten den Bogen überspannt haben und Bürgerlich-Konservative inzwischen große Scheu haben, noch öffentlich für die Partei einzutreten. Den größten Schaden hat Björn Höcke angerichtet mit seinen permanenten Entgleisungen und Provokationen. Wie unverantwortlich, daß er all jene, die sich wegen der Beobachtung durch den Verfassungsschutz sorgen, als „politische Bettnässer“ verspottete und verhöhnte. Wie schäbig, daß er nun seine Kritiker „ausschwitzen“ will. Björn Höcke hat „Leichen“ im Keller (Landolf Ladig), er ist eine schwere politische Hypothek. Die AfD sollte dringend überlegen, wie sie diesen Mann, der ein rotes Tuch für bürgerlich-konservative Wähler ist, mittelfristig wieder los wird.

Roland Wittig, Berlin







Zu: „Linke und AfD / Zweierlei Maß“ von Dieter Stein, JF 12/20

Ein problematischer Flügel

Sie haben leider völlig recht mit der Klage, daß die Extremisten in der Linkspartei von den meisten Medien viel milder beurteilt werden als Radikale in der AfD. Diese Asymmetrie ist bedauerlich. Nun haben aber leider Radikale in der AfD dem sogenannten Verfassungsschutz (VS) genügend Material geliefert, so daß dieser eine Beobachtung des „Flügels“ beschlossen hat. Dies wirkt sich nachteilig auf die Gesamtpartei aus. Alle Mitglieder, die Beamte oder im öffentlichen Dienst beschäftigt sind, aber auch alle anderen, die eine Reputation zu verlieren haben, müssen sich hüten, mit dem „Flügel“ in Verbindung gebracht zu werden. Alle konservativ-demokratischen Mitglieder dürfen sich vor allem bei Höcke und einigen anderen Scharfmachern „bedanken“, die mit verbalen Entgleisungen oder durch Kontakte zu Extremisten dem VS genügend Angriffsfläche geboten und Munition geliefert haben. 

Natürlich wird der VS von den Altparteien instrumentalisiert, um eine lästige Konkurrenz und unangenehme Oppositionspartei zu beschädigen. Aber die AfD muß auch nach ihrer Mitschuld für diese Entwicklung fragen und im eigenen Haus aufräumen. Immerhin hat die Gesamtpartei es geschafft, (noch) nicht als „Beobachtungsobjekt“ klassifiziert zu werden – das ist ein Verdienst der entschiedenen und klugen Arbeit des MdB Hartwig, der Gegenstrategien entwickelt hat. Wichtigste Gegenstrategie: Jede Gliederung der AfD ist aufgerufen, sich von Extremisten zu distanzieren und bei Entgleisungen sofort öffentlich zu widersprechen und Maßnahmen (bis hin zu Parteiausschlußverfahren) einzuleiten. Am meisten ist hier der „Flügel“ gefordert, extremistische Ausreißer einzudämmen und sich zu mäßigen. Schafft er das nicht, infiziert er die Gesamtpartei. Ein kranker Flügel kann dazu führen, daß die Gesamtpartei flugunfähig wird.

Dr. Peter Müller, München






Zur Meldung: „Künast fordert Antifa-Dauerfinanzierung“, JF 13/20

Zukunftsweisende Politik

Nach Multikulti, Genderisierung und Klimarettung bringt wieder einmal eine Grünen-Politikerin mutig eines der brennendsten sozialen Probleme unserer Republik zur Sprache: Renate Künast fordert die Dauerfinanzierung der Antifa. Endlich Krankengeld, Arbeitslosenversicherung und Pensionsanspruch für die sich tapfer im Kampf gegen Rechts aufopfernden Autoverbrenner! Ein erfreulicher Zusatzeffekt wäre, daß durch den dadurch zu erwartenden Zustrom zu „NGOs und Antifa-Gruppen“ der in Zeiten der Corona-Krise befürchtete Einbruch am Arbeitsmarkt abgeschwächt werden könnte. Ein weiteres Beispiel weitblickender, zukunftsweisender grüner Gesellschaftspolitik!

Dieter Greschik, Steinen






Zu: „Schwarzmalerei  statt Pragmatismus“ von Christoph Keller, JF 13/20

Jahrzehntelanges Abo gekündigt

Klima-Alarmismus ist bei Bild der Wissenschaft schon lange angesagt. Mein jahrzehntelanges Abo kündigte ich, als die Zeitschrift den „Ringwallspeicher“ voller Ernst und Begeisterung auf der Titelseite als die Lösung für die Energiewende anpries und kritiklos über das Wuppertal-Institut und den notorischen Datenmanipulator Thilo Bode schrieb. Mit dem neuen Chef Axel Bojanowski vom Relotius-Spiegel wird wohl die Haltungs-Kontinuität gewahrt, wie das von Herrn Keller angeführte aktuelle Beispiel zeigt. 

Daß sich die Öko-Geister, nachdem sich das Waldsterben leider (?) als politische Blase herausgestellt hatte, nun wieder auf der Suche nach neuen Objekten für ihr vermeintlich segensreiches Eingreifen auf den deutschen Wald stürzen würden, war wohl unvermeidlich, ebenso die Ignoranz der Realität. Dazu gehört zunächst die Erkenntnis, daß der deutsche Wald ganz überwiegend eine – übrigens ständig wachsende – Kulturlandschaft ist, geprägt durch die wirtschaftlichen Interessen, die bei den privaten Waldbesitzern (48 Prozent) kaum anders lauten dürften als bei den Ländern, Gemeinden und Kirchen. Daher stammt ja auch ursprünglich der heute ständig mißbrauchte Begriff „Nachhaltigkeit“, der ursprünglich – ganz „kapitalistisch“ – bedeutete, die langfristige Einkommensquelle Wald nicht durch übermäßigen Holzeinschlag zu gefährden. Offensichtlich haben die Eigentümer ihren Wald seit Jahrhunderten gut erhalten und gepflegt, wie sich das für Eigentümer gehört. Da finde ich es empörend, daß „wohlmeinende“ grüne Bessermenschen aus dem BfN fordern, im Sinne einer „grundsätzlichen Neuorientierung“ in die Eigentumsverhältnisse und Verantwortlichkeiten Privater einzugreifen.

Prof. Dr.-Ing. Jürgen Althoff, St. Wendel






Zur Meldung: „Herkunft und Bildungserfolg“, JF 10/20 & „‘Bildung made in Entenhausen’“, im Gespräch mit Hans Peter Klein, JF 12/20

Nicht allein der Schulabschluß

Diese „Bildung made in Entenhausen“ kann ich (Lehrer an der Staatlichen Berufsschule 1 in Traunstein) bestätigen: An bayrischen Berufsschulen wird die Latte für einen höheren Bildungsabschluß schon seit etwa zehn Jahren sukzessive tiefer gelegt. Es sollen vermutlich – politisch gewollt – mehr Schüler die Berufsschulen zahlenmäßig mit „mittlerem Schulabschluß“ verlassen. Beweis: Die Bayerische Berufsschulordnung (BSO) aus dem Jahre 2008, Paragraph 48/2 besagte, daß Schüler mit einer Durchschnittsnote „von mindestens 2,50“ und „mindestens befriedigende(n) Englischkenntnisse(n)“ – also der Note 3 – „den mittleren Schulabschluß“ erhielten. 

Bei der BSO aus dem Jahre 2011 (§ 48/2) wurde für die Schüler die Durchschnittsnote auf „mindestens 3,0“ abgesenkt, um den „mittleren Schulabschluß“ zu erlangen. Bei der BSO aus dem Jahre 2019 (§ 18/2) blieb die Durchschnittsnote „von mindesten 3,0“, während die Englischkenntnisse nur noch „ausreichend“ sein mußten (Note 4), um den „mittleren Schulabschluß“ zu erhalten. 

Die andere Seite dieser bildungspolitisch seltsamen Medaille: Ein ehemaliger Schüler von mir fiel unter die Regelung von vor 2008 (also kein mittlerer Bildungsabschluß). Dennoch bestand er 2017 die Aufnahmeprüfung zur Ausbildung als Fachlehrer im gehobenen Dienst. Er ist strebsam, achtsam, ruhig, und er geht mit Menschen gut um. Jeder schätzt seine Arbeit: Kollegen wie Schüler. Ich bin froh, daß der offizielle Schulabschluß alleine nicht über den Menschen ein endgültiges Urteil fällt, sondern jeder seinen Platz in der Gesellschaft selber finden muß.

Albert Asenkerschbaumer, Chieming




Viele Faktoren verantwortlich

Die Behauptung, der Bildungserfolg sei in Deutschland von der ethnisch-sozialen Herkunft abhängig, ist oberflächlich. Sie steht nur für einen verursachenden Faktor an. Tatsächlich wird der Bildungserfolg aber von vielen Faktoren beinflußt. 

Aus meiner Sicht als Diplompsychologe spielen die Intelligenz, das Arbeitsverhalten, die Leistungsmotivation, die Förderung durch das Elternhaus und durch die Schule eine wichtige Rolle. Die Chancen sind für alle gleich, die Voraussetzungen beim einzelnen Schüler und Studenten aber sind sehr unterschiedlich. Bildungsferne oder gar bildungsresistente Schüler gleich welcher Herkunft müssen mit schwachen Leistungen vorliebnehmen. Die fehlerhafte Aussage, die soziale Herkunft bestimme den Schulerfolg, soll Deutschland für schwache Schulleistungen Einzelner verantwortlich machen und unbegündete Schuldgefühle hervorrufen.

Peter Mai, Kronshagen