© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 16/20 / 10. April 2020

Ländersache: Mecklenburg-Vorpommern
Würdig gedenken
Björn Harms

In der vergangenen Woche jährte sich das sogenannte Karfreitagsgefecht, bei dem drei deutsche Soldaten in der Nähe des afghanischen Dorfes Isa Khel ums Leben kamen, zum zehnten Mal – ein schwarzer Tag für die Bundeswehr. Doch waren dies nicht die ersten Toten im Dienst an der Waffe. Seit 1990 sind bei Ausländseinsätzen insgesamt 114 Soldaten getötet worden, 59 von ihnen verloren in Afghanistan ihr Leben. Mit dem Gedenken aber ist es in Deutschland bekanntlich so eine Sache ...

Ein ehemaliger Fallschirmjäger aus Mecklenburg-Vorpommern hat sich nun zum Ziel gesetzt, dies zu ändern, und den gefallenen Soldaten, aber auch allen weiteren Kriegsversehrten und Veteranen der Bundeswehr ein besonderes Ehrenmal zu setzen: Ronny Splettstößer stammt aus Krackow, einer kleinen Gemeinde im äußersten Südosten des Bundeslandes, rund zehn Kilometer von der Oder entfernt.

Der 45jährige diente von 1996 bis 2000 als Hauptgefreiter bei der Bundeswehr und nahm 1999 am Auslandseinsatz im Kosovo teil. „In Deutschland ist die Veteranenkultur schwierig, obwohl es einige Veteranen-Vereinigungen gibt“, bedauert Splettstößer im Nordkurier. „Soldaten sind hier für die meisten keine Helden.“

Einen Platz für sein geplantes Denkmal inklusive Gedenktafel gibt es bereits. Der Löcknitzer Friedhof soll es sein, der wenige Kilometer neben seinem Heimatort liegt. Zunächst seien die Mitglieder des Löcknitzer Bauausschusses, denen er sein Anliegen vorgetragen habe, skeptisch gewesen, sagt Splettstößer. Doch nachdem er ihnen erklärt habe, worum es genau geht, sei die Genehmigung für die Errichtung des Denkmals schnell erteilt worden. Mittlerweile hat es bereits erste Arbeitsstunden gegeben. „Wir wurden von älteren Einwohnern gefragt, was das werden soll. Da gab es nur Zustimmung“, erzählt der ehemalige Richtladeschütze. Auch in den sozialen Medien sei die Resonanz durchweg positiv.

Splettstößer ist Mitglied der „Green Warriors Military Brotherhood“, einer Bruderschaft, die sich aus aktiven sowie ehemaligen Fallschirmjägern zusammensetzt. „Semper fratres“, für immer Brüder, lautet ihr Leitspruch. Der Verein unterstützt Familien von Soldaten, die im Einsatz gefallen sind, aber auch Aktive, die im Einsatz stehen oder die mit posttraumatischen Belastungsstörungen aus ihren Auslandseinsätzen zurückgekehrt sind.

Auch wenn der martialische Name es vermuten läßt, von einem herkömmlichen Motorrad-Club grenzt sich die Truppe ab. „Wir sind kein MC, man benötigt also kein Motorrad, um Mitglied zu werden“, heißt es auf ihrer Internet-seite. Politisch will man sich ebenfalls nicht einschränken lassen, der Verein sei weder links noch rechts. Worum es am Ende schlicht und einfach gehe: „Anerkennung für unsere Soldaten.“ Dafür wollen sie „Zug um Zug weitere Denkmäler in Deutschland etablieren“. Genau wie Splettstößer es also vorhat. Ebenfalls setzt sich die Bruderschaft „für einen offiziellen Veteranentag ein“.

Doch auch in Löcknitz macht die Corona-Krise den Bauarbeiten einen Strich durch die Rechnung. Ursprünglich war die Eröffnung bereits für den 17. April geplant. Der Termin wurde nun auf unbestimmte Zeit nach hinten verschoben.