© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 16/20 / 10. April 2020

Frisch gepresst

Wolfgang Harich. Flott schreitet Andreas Heyers Edition der Nachlaß-Schriften des unorthodoxen marxistischen Philosophen, Publizisten, deutsch-deutschen Grenzgängers und „Öko-Stalinisten“ Wolfgang Harich (1923–1995) voran. Band 11 von 16 geplanten Bänden ist der Auseinandersetzung mit der philosophischen Anthropologie Arnold Gehlens (1904–1976) gewidmet, an der sich der Schüler Nicolai Hartmanns, Georg Lukács’ und Ernst Blochs seit den frühen fünfziger Jahren abarbeitete, um ihr ein dialektisch-materialistisches Korsett einzuziehen. Der Band enthält ferner Harichs oft zu Essays ausufernde Briefe an Gehlen, mit dem er sich in der Verachtung „abstrakter Kunst“, APO-Anarchisten und anderer Ordnungsfeinde sowie ungebildeten westdeutschen Journalisten einig wußte. Auch die von spleenigem Altersstarrsinn zeugenden Bemühungen, Gehlen als Plagiator zu entlarven, hat Heyer in diese zeithistorisch wertvolle Dokumentation einer komplizierten Intellektuellenbeziehung aufgenommen. (wm)

Andreas Heyer (Hrsg.): Wolfgang Harich. Arnold Gehlen. Eine marxistische Anthropologie? Tectum Wissenschaftsverlag, Marburg 2019, gebunden, 596 Seiten, 59,95 Euro






Feminismus. Der „Global Gender Gap Report“ des Weltwirtschaftsforums will Einkommensunterschiede zwischen Mann und Frau bemessen – und steht wegen subjektiver Zahleninterpretation regelmäßig in der Kritik. Norwegen belegte 2020 wiederholt bei der Lohngleichstellung weltweit den zweiten Platz (Deutschland nur Platz 10). Doch auch sonst könnten andere Staaten viel von Skandinavien lernen, so die norwegische Autorin Marta Breen. Feminismus sei ein globales Ziel, das nur durch „schwesterliche Solidarität“ sowie eine „sexuelle Revolution 2.0“ zu erreichen sei. Die 43jährige will das Klischee der kurzhaarigen, männerhassenden Megären ausräumen. Sie erklärt alte und neue Begriffe von Patriarchat bis „Catcalling“ (englisch für Hinterherpfeifen von Frauen) und beleuchtet den langen Weg der Emanzipation. Leider erklärt die Norwegerin nicht das Besondere des skandinavischen Feminismus. Stattdessen käut sie #metoo wieder und postuliert euphorisch einen bald anstehenden „Todesstoß für das Patriarchat“. Auch vor Gender-Sternchen und Vielgeschlechter-Theorien bleibt der Leser nicht verschont. (zit) 

Marta Breen: How To Be A Feminist. Die Power skandinavischer Frauen und was wir von ihnen lernen können. Elisabeth Sandmann Verlag, München 2020, gebunden, 160 Seiten, Abbildungen, 15 Euro