Zum ersten Mal seit 111 Jahren ruht der Fährbetrieb auf der Königslinie von Rügen nach Trelleborg (Schweden), andere Verbindungen wurden ausgedünnt. Die „Copenhagen“, bislang zwischen Rostock und dem dänischen Gedser unterwegs, liegt hingegen ganz ohne Corona in der Werft von Danzig. Hier erhält die Scandlines-Fähre einen seltsamen Aufbau, der Umweltschützer und Technikfans gleichermaßen jubeln läßt. Der neue „Schornstein“ ist ein Hightech-Segel. Die finnische Firma Norsepower installiert hier ein gigantisches Rotorsegel, das künftig den Schiffsbetrieb durch Windkraft unterstützen soll. Das 170-Meter-Schiff aus der Konkursmasse der P+S-Werften, billig erworben und umgebaut, gilt als eine der größten Hybridfähren. Es fährt im Hafengebiet umweltfreundlich batterieelektrisch.

Das vor fast hundert Jahren patentierte Konzept des Flettner-Rotors erstmals im Einsatz?

Jetzt will das deutsch-dänische Fährunternehmen den Dieselverbrauch noch weiter senken, indem es das vor fast hundert Jahren patentierte Konzept des Flettneroto, benannt nach seinem Erfinder Anton Flettner, nutzt. Ein rotierender Zylinder erzeugt durch den Magnus-Effekt aus Sog- und Staudruckkräften eine weitaus größere und quer zur Anströmung gerichtete Ablenkungskraft. Weil auf der Ostsee der Wind in der Regel aus dem Westen kommt und nahezu rechtwinklig auf das Schiff trifft, kann das Rotorsegel also besonders effektiv für Fahrten von Norden nach Süden und zurück genutzt werden. Konnte sich der Flettner-Rotor zu Lebzeiten seines Erfinders nicht durchsetzen, so gilt das von Norsepower entwickelte Rotorsegel als erste kommerzielle Zusatz-Windantriebstechnologie der maritimen Industrie. Ob es sich bewährt, wird sich wohl erst kommendes Jahr herausstellen, wenn wieder Fähren zwischen Deutschland und Dänemark verkehren. Scandlines hofft, so seine CO2-Emissionen um vier bis fünf Prozent senken zu können. Ob das 2021 noch jemanden interessiert?