© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 16/20 / 10. April 2020

Die Rache der Hausfrau
Traditionelle „Heimchen“ feiern klassische Schönheit und Haus & Herd als feministischen Lifestyle
Bernd Rademacher

In einer verrückten Zeit, in der selbst CDU-Politiker Peter Tauber das Orwell-Sprech der Genderisten übernimmt und von „toxischer Männlichkeit“ bramarbasiert, wird es Zeit für eine Gegenbewegung. Das vielgeschmähte „Heimchen am Herd“ schlägt zurück!

Mit den modernen Waffen einer Frau – Youtube, Facebook, Twitter und Instagram – preisen patente Hausfrauen das Leben für Küche & Kinder. Während viele „Feministinnen“ so gar nicht feminin sind, Quoten in Aufsichtsräten fordern oder gar behaupten, die beiden biologischen Geschlechter seien nur „soziale Konstrukte“, sagen diese Feministinnen ihren Geschlechtsgenossinnen: Hey, es ist okay, sich nicht im Job-Hamsterrad verschleißen lassen zu wollen und stattdessen ein behagliches Zuhause zu schaffen.

Caitlin Ann, bezaubernde Ehefrau eines US-Polizisten, hat als „Mrs. Midwest“ 143.000 Abonnenten auf Youtube und 33.700 Follower auf Instagram. In ihren Videos erklärt sie unter anderem, warum sie gern überzeugte Hausfrau ist, wie sie sich gegen Kritik wehrt und präsentiert zehn Wege, den Ehemann oder Freund (aber nur einen „maskulinen Mann“!) glücklich zu machen. Sie sagt: „Starke Gesellschaften gründen auf gestärkten Familien.“ Von wegen dummes Blondchen.

Hausfrau und Mutter als ultimative Karriere 

Die erfolgreiche Bestseller-Autorin Jennifer I. Scott präsentiert auf ihrem Kanal „The Daily Connoisseur“ jede Woche ein neues Video über ihr Leben als „Homemaker“. Für sie ist Hausfrausein die ultimative Karriere: „Es ist mehr als das Putzen von Fenstern und Kindernasen. Hausfrauen organisieren und orchestrieren das Heim – den wichtigsten Ort überhaupt im Leben!“ Mit einem Augenzwinkern und dem Besen in der Hand erklärt sie: „Jetzt ist das Video zu Ende, denn ich muß wieder an die Arbeit – meine Karriere ist mir sehr wichtig, wissen Sie?“. Tracy Hensel, amerikanischer „Lifestyle-Coach“ und Mutter von fünf Töchtern, stellt ihren 174.000 Youtube-Abonnenten die besten Geschenke für den Ehemann, Fitneßübungen für zu Hause oder Tips vor, wie man gelungene Familienfotos arrangiert.

Zeitgeistwächter sind alarmiert. Fassungslos berichtet die NZZ -Kolumnistin Birgid Schmid: „In sozialen Netzwerken finden Hausfrauen mit Kuchenbacken und Hemdenbügeln ihre Erfüllung“ und fragt verunsichert: „Spielen sie damit den Rechten zu?“ Man riecht förmlich den Angstschweiß. Kuchenbacken „wird zu einer Drohung“, denn „der Apfelkuchen, der ofenwarm und duftend auf dem Küchentisch steht, beschwört eine Vergangenheit herauf, in der die Frauen an Haus und Herd gebunden waren. Und ihre Kreativität darin bestand, gesunde Kinder zu gebären.“ Das sollte als Warnhinweis auf jedem Backblech stehen.

Und wenn sich beispielsweise die 34jährige Britin Alena Kate Pettitt, Hausfrau und Mutter, selbst als „Tradwive“ bezeichnet (Ehefrau mit traditioneller Rollenverteilung), lauert für die Medien das „Frauenbild im Dritten Reich“ gleich hinter dem Besenschrank. Für die Presse ist klar, dahinter kann nur „Sehnsucht nach Unterwerfung“ stecken. Dabei dachte man immer, Emanzipation sei, wenn Frauen ihren selbst gewählten Lebensentwurf verwirklichen können, ohne dabei gesellschaftlich stigmatisiert zu werden, oder? Das scheint wohl nur für kinderlose Karrierefrauen zu gelten. Frauen, die ihr Glück im Haushalts- und Familien-Management suchen, sind dagegen hochgradig suspekt.

Pettitt setzt noch eins drauf und sagt kokettierend provokativ, sie wolle ein Rollenbild leben, „als sei es 1959“. Das ist schon ein richtig subversiver Akt und löst zuverlässig die beabsichtigte Schnappatmung bei „Progressiven“ aus. Keine Sorge, solange der Mann nach dem Essen beim Abwasch hilft, besteht keine Gefahr.