© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 17/20 / 17. April 2020

Umwelt
Angst vor Marsgestein
Paul Leonhard

Noch gilt die Ausgangssperre nicht überall. Reisen zum Mars sind gestattet, und davon soll es im Sommer gleich vier geben. Schließlich steht im Juli/August der rote Planet so günstig, daß Flüge nur zwischen sechs und zehn Monaten dauern. Die Nasa und die Europäische Weltraumorganisation Esa zusammen mit Ros­kosmos haben ebenso Missionen angekündigt wie China und die Emirate. Bis auf die Araber wollen alle geologische Forschungsfahrzeuge auf den Nachbarplaneten bringen. Heikel ist die Mission der Amerikaner. Ihr Rover, der nach konservierten Biosignaturen sucht, wird auch Proben entnehmen, die bei einer künftigen Mission zur Erde zurückgebracht werden sollen. Dabei geht es um die Frage, ob es dort Leben gab oder gibt. Das aber bereitet Astrobiologen Sorgen: Wie läßt sich verhindern, daß primitive Bakterien mit den Proben, die eine Sonde vollautomatisch zur Erde transportiert, die komplette Erde verseuchen?

Eventuell existierende außerirdische Mikroben in Hochsicherheitslabors sicher isolieren?

Das Sicherste wäre, derartige Transporte gar nicht erst zuzulassen, aber Nasa und Esa stecken voll in den gemeinsamen Vorbereitungen einer Mission, bei der eine Rakete vom Mars zurück zur Erde fliegt. Die Nasa übernimmt dabei das Einsammeln der Proben, die Esa den Transport per Biocontainer. Diese sollen in Hochsicherheitslabore gebracht werden, in denen eventuell existierende außerirdische Mikroben isoliert bleiben. Geht allerdings etwas beim Abwurf der Container, die per Fallschirm möglichst unbeschädigt landen sollen, schief, könnte das der Supergau werden. Anderererseits: Dies könnte ohnehin jederzeit eintreten. Zu den auf der Erde entdeckten mehr als 100 Gesteinsbrocken vom roten Planeten gehört der 1913 gefundene Nakhla-Meteorit, der vor zehn Millionen Jahren durch einen Einschlag auf dem Mars ins All geschleudert wurde. Hinweise auf bakterielle DNA-Spuren wurden in ihm aber nicht gefunden.