© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 17/20 / 17. April 2020

Leserbriefe

Zu: „Neuordnung nach der Krise“ von Jürgen Liminski, JF 16/20

Die EU funktioniert nicht

Die gegenwärtige Corona-Krise beweist, daß die EU nur ein ideologiegebundenes, nicht funktionsfähiges Reißbrett-Konstrukt ist. Die Krisenlast tragen nur die Nationalstaaten.

Dr. Antonín Kucera, Taunusstein




Notwendiger Lernprozeß

Was lernen wir aus der Viruskrise? Immer wenn Bundeskanzlerin Merkel nach China zu politischen Gesprächen flog, wurde sie begleitet (wahrscheinlich: getrieben!) von großen Wirtschaftsdelegationen. Die dabei abgeschlossenen Verträge haben große Firmen noch größer gemacht, kleine Firmen in Deutschland dadurch ruiniert, chinesische Spionage in Deutschland ermöglicht, die Versorgung Deutschlands mit wichtigen Gütern (z.B. Medikamenten!) abhängig von China gemacht und immer mehr Menschen zwischen China und Deutschland fliegen lassen. So kam das Coronavirus zu uns. Nehmen wir die Not als Lehre und Chance: Verzichten wir auf die Ausbeutung ferner Länder, übernehmen wir Verantwortung für das hier Not-Wendige! Indem wir das Nahe bejahen, tragen wir bei zur Heilung des Ganzen.

Tom Rieckmann, Lüneburg






Zum Schwerpunktthema: „Wer zahlt die Rechnung?“, JF 15/20

Natürlich Deutschland

Keine Frage! Wir, das deutsche Volk. Darauf aus sind etliche Staatschefs Europas. Herr Macron hat das mit seinem Vorstoß nach der Schuldenunion begonnen. Zur Zeit verrät uns Frau von der Leyen an die EU.

Karl Heinz Pape, Bremen






Zu: „AfD verliert Flüüüüüüügel“ von Christian Vollradt, JF 14/20

Akt politischer Hygiene

Viel Zeit ließ sich die AfD damit, den „Flügel stutzen“ zu wollen. Dieser Akt politischer Hygiene jedoch ist notwendig, um Konservatives in der AfD zu retten, Revisionistisches, Reaktionäres zu überwinden, um ein Korrektiv im linken Parteienspektrum bleiben zu können. Eine eingehende Lektüre des Höcke-Buches „Nie zweimal in denselben Fluß“ macht die Beobachtung des „Flügels“ durch das BfV verständlich: Der Verfasser des Buches, diejenigen, die ihn deswegen feiern und unterstützen, nähren den Verdacht großer Distanz zur grundgesetzlichen, parlamentarischen Ordnung. Auch teils berechtigte Kritik Höckes am Zustand unserer Parteien-demokratie kompensiert die Distanz politisch nicht: Kritik rechtfertigt keine politischen Salti rückwärts in abgelebte Zeiten, in politisch dunkle, scheinalternative Gegenwelten. Schluß also mit einem „gärigen Haufen“, der allzu vieles duldete! Neue Wähler werden es danken!

Thomas Jacobs, Wesseling






Zu: „‘Ich wünsche mir das Vertrauen der Bevölkerung’“, im Gespräch mit Kai Gniffke, JF 14/20

Merkelsche Unbelehrbarkeit

Der Interviewpartner machte der Bezeichnung „Lügenpresse“ in diesem Gespräch alle Ehre. Auf die sachlich guten und klaren Fragen von Moritz Schwarz kommen ausschließlich Antworten, die nur so von Political Correctness strotzen. Ganz nach Merkelscher Unbelehrbarkeit und Starrköpfkeit. „Ich wünsche mir das Vertrauen der Bevölkerung“ – so nicht, Herr Gniffke! Wenn die Öffentlich-Rechtlichen so weitermachen, wird weiter genau das Gegenteil eintreten. Wenn ich alle schweren Angriffe auf AfD-Politiker und Mitglieder hier aufführen würde (abgefackelte Autos, beschmierte Häuser, Gewaltandrohungen bis hin zu Morddrohungen auch gegen Familienmitglieder und körperliche Gewalttaten), würde das diese Leserbriefseite sprengen. Und Herr Gniffke behauptet, alle Parteien würden gleich in den Öffentlich-Rechtlichen behandelt. Er sollte sich was schämen. Da kann ich nur sagen: „Pfui!“

Werner Thiele, Neustadt/A




Wiedergänger von Kurt Hager

Nachdem ich das Interview gelesen hatte, fiel mir auf: Irgendwoher kannte ich den Duktus des Herrn Gniffke. Als ich nochmals darüber geschlafen hatte, wußte ich wieder woher: Es war das Interview, das Genosse Kurt Hager, Kulturchef der SED, im April 1987 dem Stern gegeben hatte! Das Selbstverständnis beider Persönlichkeiten ist unbeschreiblich. Für mich persönlich besteht in der Art und Weise der Staatspropaganda der DDR-Medien und den öffentlich-rechtlichen Medien des besten Deutschlands, das es jemals gab, kein großer Unterschied. Und ich glaube, es wird noch schlimmer werden. Ich hoffe, die JUNGE FREIHEIT bleibt uns noch lange erhalten. Bleiben Sie gesund!

René Krahmann, Gotha






Zu: „Verkannter Erfolg“ von Bruce Gilley, JF 11/20 & „Nur eine infame Propagandalüge“ von Gregor Maurer, JF 14/20

Langlebige deutsche Spuren

Nach vielen Besuchen und Vorträgen in Namibia (Solar- und Kernenergie) sammelte ich auch Informationen zum Herero-Aufstand 1904. Daher freute ich mich sehr über Ihre Beiträge! Wer das heutige Namibia wirklich kennt, kann die Spuren der nur 30jährigen deutschen Kolonialzeit entdecken, und daß auch dort für die von Professor Gilley beschriebene deutsche Kolonialpolitik galt: Entwickeln statt Ausbeuten. Daher darf man fragen, wer die Herero in DSWA wohl veranlaßte, nur Farmen und Missionsstationen von Deutschen mordend und plündernd zu überfallen, nicht jedoch die von burischen oder englischen Eignern. 

Wurde je gefragt, wer die 6.000 Gewehre an die Hereros lieferte, die sie zum Gefecht am 11. August1904 am Waterberg einsetzten? Wie später vom Händler Robert Lewis aus Walvis Bay bekannt wurde, waren diese offenkundig englischen Fabrikats. Zudem: Wurden nicht für den Fall, daß der Aufstand mißlingt, den Herero in Britisch-Betschuanaland Weiden für ihre Herden versprochen? Auch ist zu fragen, wieso das von den Briten bis unmittelbar vor „Versailles“ geheimgehaltene „Blaubuch“, das den Deutschen die ungeheuerlichsten Verbrechen vorwirft, immer noch die Basis für die deutschen Geschichtsschreiber ist, obgleich der südafrikanische General James B.H. Hertzog bereits 1924 auf die „Unwürdigkeit als Urkunde“ hinwies, und die Akte sich später als reines Propaganda-Machwerk zur Diskreditierung der Deutschen herausstellte, um deren angebliche Unfähigkeit zu beweisen, ihre Kolonialgebiete wirtschaftlich zu entwickeln. 

Kaiser Wilhelm II. hatte klug – zur Pflege guten Verhältnisses zu England – der Schutztruppe den britischen Miltärattaché Lt.Col. F.A.J. Trench zugeordnet, der als Beobachter am Waterberg zugegen war. Mit seinem Nachfolger Major Wade schrieb er einen 700 Seiten starken Bericht über das Gefecht und die Auffanglager nichtbewaffneter Herero samt Familien. Von Greueltaten oder was heutzutage als Genozid bezeichnet wird, keine Rede, aber bis etwa 1955 unter Verschluß gehalten. 

Trotz der Abmachungen der Großmächte, bei einem europäischen Krieg die Kolonien nicht einzubeziehen, besetzten 1915 die südafrikanischen Briten DSWA gegen den mutigen, aber zahlenmäßig weit unterlegenen Widerstand der deutschen Truppe. Der bekannte Spruch: „Britannia rules the waves“ wurde hier nicht das erste oder letzte Mal persifliert zu „Britannia waves the rules.“

Prof. Dr. Wolfgang Sundermeyer, Neustadt/Pfalz






Zum Schwerpunktthema: „Wie überstehen wir die Krise?“, JF 13/20

Ahnungs- und konzeptionslos

In einer Krise zeigt sich die Fähigkeit von Führungskräften, Situationen rechtzeitig zu erkennen und die exakten Schlußfolgerungen zu ziehen. So wurde 2012 von der Bundesregierung ein „Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2012“ in Auftrag gegeben und veröffentlicht (Drucksache 17/12051). Gegenwärtig sind vor allem die Ausführungen ab Seite 55 interessant. Die Überschrift lautet: „Pandemie durch Virus Modi-Sars“. Wer starke Nerven hat, sollte das lesen. Meine Frage lautet: Warum wurde solch eine Risikoanalyse in Auftrag gegeben? Wohlgemerkt damals schon unter der Regierung Merkel. Was waren die Schlußfolgerungen eines damals schon beschriebenen unglaublichen Szenarios? Das konzeptlose Verhalten der derzeitigen Führungselite in unserem Land lassen nur eine Schlußfolgerung zu: Ahnungslosigkeit. Alle sind überrascht. Selbst einfache Zusammenhänge werden negiert. Die tonangebenden Medien veröffentlichen geschönte Zahlen. Wie können Fakten über Infizierte veröffentlicht werden, wenn nicht einmal Testungen überall möglich sind? 

Ich arbeite als selbständiger Zahnarzt. Wurden wir in den vergangenen Jahren fast monatlich mit neuen Bestimmungen, Auflagen, Gesetzestexten, Verordnungen, Vorschriften, Zwängen und Verdächtigungen (Falschabrechnung) torpediert, scheint die Bundesregierung die aktuelle Situation aussitzen zu wollen. Den Medizinern gehen langsam sowohl Desinfektionsmittel als auch Schutzkleidung aus. Die zuständigen Stellen sind nicht zu erreichen und verbreiten Durchhalteparolen. Die Preise für medizinisch notwendige Materialien haben sich im letzten Monat teils vervierfacht – ohne Gegenreaktion von Spahn und Co. Die Ausrede, sämtliche Minister bewegten sich auf eigentlich unbekanntem Terrain, lasse ich nicht gelten: In meiner Praxis setzt auch keine Prophylaxehelferin Implantate ein.

Dr. Andreas Rümmler, Eschwege






Zu: „‘Wir brauchen eine Revolution’“, im Gespräch mit Markus Krall, JF 13/20

Den Sozialismus verhindern

Der Vorschlag von Herrn Krall, sich zwischen dem Wahlrecht oder der Transferleistung zu entscheiden, ist hervorragend. Diese Idee hatten mein Mann und ich schon des öfteren diskutiert: Wahlrecht nur für diejenigen, die Steuern zahlen und somit ihren Beitrag zur Allgemeinheit leisten. Die Umsetzung müßte aber gewisse Faktoren berücksichtigen, damit Rentner und Pensionäre, die ihr Leben lang Steuern gezahlt haben, ein Stimmrecht behalten. Ebenso müßte die Erziehungsleistung der Frauen, die sich entscheiden, zugunsten der Kinder zu Hause zu bleiben, mit Stimmrecht belohnt werden. Würde aber die Erziehungsleistung nicht aus eigener Tasche finanziert, etwa durch den Partner, entfiele das Stimmrecht wieder. Das könnte unter Umständen sogar in eine Familienpolitik münden, durch die die Bildungsschicht mehr Kinder bekommt als die sozial Schwachen. Auf jeden Fall würde verhindert, daß der Sozialismus weiter Einzug hält.

Ulrike Deister, Appenheim






Zu: „Gleich und gleich gesellt sich gern“ von Paul Rosen, JF 13/20

Alte Tante SPD – fast wie die SED

Es geht uns Genossen gut unter den Genossen. Die alte Tante SPD gleicht immer mehr der SED. Erst der Maulkorberlaß von Bundesminister Heiko Maas, dann läßt man durch den Verfassungsschutz den politischen Gegner bespitzeln. Wann werden die ersten andersdenkenden Demokraten eingesperrt? Der Bundestag genehmigt sich mal eben 40 Millionen Euro Subventionen, getarnt als Hilfe für Zeitungen und Verlage – dazu ist zu wissen: knapp 50 Prozent der Zeitungen und Verlage sind in der Hand der SPD.

Friedhelm Altvater, 1. Vorsitzender Freie Wähler, Bremen






Zu: „Viele verschwanden spurlos“ von Gernot Facius, JF 13/20

Damals durch Flucht entkommen

Dieser Bericht machte mich sehr betroffen, da ich selbst im Juli 1945 einer russischen Kontrolle durch meine mutige Flucht entkommen bin. Aus dreimonatiger Internierungshaft mit Aufräumungsarbeiten in Prag gerade entlassen, wollte ich als Dreizehnjähriger zurück nach Leobschütz in Schlesien. Man riet mir dringend ab, über die neue Grenze nach Polen zu gehen. Während ich mit anderen Geflüchteten an einer Straßenecke unschlüssig wartete, kamen plötzlich zwei russische Jeeps und ein LKW vorgefahren, und die Soldaten umringten uns mit Maschinenpistolen. Ich überlegte sofort, wie ich dieser Gefahr der erneuten Gefangennahme entkommen könnte. Als die ersten kontrollierten Frauen und Männer auf den LKW aufsteigen mußten, hängte ich mir meinen Rucksack auf den Rücken und ging fröhlich lächelnd auf einen Posten zu. Dieser lächelte zurück. Ich kam dicht an ihn heran und tat so, als wollte ich ihn etwas fragen. Mit dem alten Fußballstürmer-Trick tat ich so, als wollte ich schnell an seiner linken Seite vorbeirennen, wendete mich aber sofort zur anderen Seite und konnte dadurch an dem Posten vorbeilaufen. Ich rannte sofort los. Eine innere Stimme sagte mir: Lauf, Junge, lauf! Und das tat ich auch. Der russische Soldat mit seinen Militärstiefeln hinter mir her. Es ging leicht bergab auf eine Unterführung zu. Davor bog ich ab in ein Gartengelände mit niedrigen Holzumzäunungen. Meinen Rucksack warf ich ab, so konnte ich leicht alle Hindernisse überwinden. Der russische Soldat immer noch hinter mir. Meinen Vorsprung nutzte ich und kroch ganz schnell unter eine Laube, die einen sehr schmalen Zwischenraum zum Boden hatte. Offensichtlich machte der Soldat keine weiteren Verfolgungsanstrengungen. Er ging um die Laube herum, fand mich aber nicht. Ich blieb ganz ruhig liegen und mußte eingeschlafen sein. Als ich erwachte, war es ganz dunkel in diesem Garten. Vom russischen Soldaten keine Spur. Ich kam heraus und sah den Vollmond scheinen. Weil ich aus der Kriegszeit noch von der Sperrzeit wußte, schlich ich mich vorsichtig in Richtung Bahnhof. Im Treppenaufgang eines größeren Hauses legte ich mich schlafen. Gegen Morgen wurde ich von einem Bahnbeamten geweckt, der mir auch den Weg zeigte, wie ich ohne Kontrolle zum nächsten Zug kommen konnte, der mich wieder nach Dresden zurückbrachte. Mit vielen weiteren Schwierigkeiten kam ich schließlich Mitte August 1945 in Nordhorn bei meiner Tante an. – Beim Lesen des oben erwähnten Berichts wurde mir erst klar, welchem Schicksal ich entkommen bin. Ich danke Gott und meiner inneren Stimme: „Lauf, Junge, lauf!“

Herbert Piefke, Bohmte