© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 18/20 / 24. April 2020

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Türkei: Moscheen bleiben geschlossen

ANKARA. Die staatliche türkische Religionsbehörde Diyanet hat alle Gemeindegebete in Moscheen, einschließlich der traditionellen Freitagsgebete, aus Angst vor dem Coronavirus ausgesetzt. Während dieser Zeit könnten Muslime zu Hause Mittagsgebete abhalten, sagte Diyanet-Chef Ali Erba?. Er erinnerte zudem daran, daß diese Maßnahmen während des Ramadans fortgesetzt würden. „Wenn wir mit unserer Sehnsucht unser Haus in eine Moschee verwandeln und wenn wir mit Tränen in den Augen und der Sehnsucht unsere Gebete alleine oder gemeinsam mit unseren Ehepartnern, Kindern verrichten, weil wir in den Moscheen den Tarawih nicht verrichten können, wird Allah uns inschallah die Belohnung gewähren, die wir dort erhalten“, erklärte Erba? und wiederholte seine Forderung nach Unterstützung der „nationalen Solidaritätskampagne“, die unter der Führung von Präsident Recep Tayyip Erdo?an aufgrund von Covid-19 initiiert wurde. (ctw)






Eine Regierung nach Gantz’ Kehrtwende 

JERUSALEM. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu und der bisherige Oppositionsführer Benny Gantz haben sich auf eine Koalition geeinigt. Laut dem für drei Jahre gültigen Abkommen soll Netanjahu, der zuletzt geschäftsführend im Amt war, für weitere eineinhalb Jahre Premierminister bleiben. In den zweiten eineinhalb Jahren soll Gantz, der zunächst als Verteidigungsminister und stellvertretender Premierminister amtieren wird, die Regierungsgeschäfte führen. Die Wahl am 2. März war bereits die dritte innerhalb eines Jahres, die keinen klaren Sieger hervorgebracht hat. Im Wahlkampf hatte Gantz noch ausgeschlossen, mit Netanjahu, der unter Korruptionsanklage steht, eine Regierung zu bilden. „Wir haben eine vierte Wahl verhindert“, sagte der frühere Generalstabschef nach der Einigung. Man werde Israels Demokratie verteidigen und das Coronavirus bekämpfen, betonte er. Nach Gantz’ Kurswechsel spaltete sich sein bisheriger Bündnispartner, der frühere Finanzminister Yair Lapid, von seiner Partei „Blau-Weiß“ ab, die jetzt nur noch über 15 statt 33 Mandate in der Knesset verfügt. Allerdings wird erwartet, daß neben dem Likud (36 Mandate) und Blau-Weiß auch die beiden ultraorthodoxen Parteien und weitere einzelne Abgeordnete dem Regierungslager angehören werden, das damit bis zu 72 Parlamentarier in der 120 Abgeordnete zählenden Knesset hinter sich hätte. Darunter ist auch der Vorsitzende der Arbeitspartei und ehemalige Verteidigungsminister Amir Peretz, der in der Regierung das Wirtschaftsministerium übernimmt. In den kommenden sechs Monaten wird das Kabinett als Notstandsregierung amtieren. (tb)