© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 18/20 / 24. April 2020

Meldungen

Ein Allzweck-Reaktor für die Wirkstoffsynthese?

POTSDAM. Engpässe in der Versorgung mit Medikamenten könnten sich künftig leichter vermeiden lassen. Das hofft ein Forschungsteam um Chemieprofessor Peter Seeberger vom Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung (Nature, 579/20). Mit ihrem Automaten für die radiale Synthese ließen sich Wirkstoffe und Chemieprodukte fle­xibler produzieren. Der Allzweck-Reaktor lasse sich schnell auf die Synthese komplexer Substanzen umprogrammieren. Es könnte „höchstens bei der Verfügbarkeit der Grundchemikalien einen Engpaß geben“, erklärte Seeberger. „Mit den Ausgangsmaterialien zur Hand ist das aber eine riesige Chance.“ Zum anderen gäbe es neue Forschungsperspektiven: „Letztlich wäre sogar eine künstliche Intelligenz, die durch Training mit den großen Datenmengen chemische Kompetenz entwickelt hat, imstande, die Suche nach vielversprechenden neuen Substanzen für eine gewünschte Anwendung oder nach effizienten Reaktionswegen zu übernehmen“, so der Max-Planck-Forscher. (fis)

 www.mpikg.mpg.de





Profitieren Zugvögel von der Corona-Pandemie?

BONN. Derzeit kehren die Zugvögel aus ihren afrikanischen Winterquartieren nach Europa zurück. Dank Corona, so hofft der Verein „Komitee gegen den Vogelmord“, würden diesmal ihre Verlustraten deutlich sinken. In Norditalien gelte auch für Jäger und Wilderer eine eingeschränkte Bewegungsfreiheit. Trotz erzwungener Absagen seiner Vogelschutzcamps auch auf Sizilien, Malta und Zypern rechnet der Verein daher nicht mit einer völlig unkontrollierten Vogeljagd in den Durchzugsgebieten. Lokale Partner spürten zudem in den Bergen der Provinz Brescia weiter Fallen und Netze auf, überwachten Habichtadlernester auf Sizilien und hätten auf Malta bereits drei Vogelfänger und zwei Jäger „erwischt“ (Artenschutzbrief, 24/20). (ft)

 www.komitee.de





Rohstoffknappheit: Beton aus Wüstensand machen

MÜNCHEN. Der Betonhersteller Multicon hat ein patentiertes Verfahren entwickelt, um aus Wüstensand brauchbaren Bausand herzustellen. Hierzu wird der Rohstoff zu feinerem Sandmehl verarbeitet, um dies zu grobkörnigen, harten Pellets zu granulieren. Daraus läßt sich dann Standardbeton machen. Angesichts eines jährlichen Verbauchs von 32 bis 50 Milliarden Tonnen ist Sand global eine knappe Ressource geworden. Die aktuelle Ausbeute übersteigt die natürliche Regenerationsrate. So wie in Vietnam, wo aufgrund exzessiver Sandentnahme im Mekong-Delta, dessen Ökosysteme bereits kollabieren, dieser Rohstoff der dort expandierenden Bauindustrie nur noch wenige Jahre reicht. (rs)

 multicongroup.com





Erkenntnis

„Wie dünn das Eis ist, auf dem wir leben, zeigt sich in dieser Pandemie. Aber es ist kein Krieg – nein, es ist ein Kampf, da behütet man das Leben. Kampf hat mit Fürsorge, Rettung, Aufopferung und Liebe zu tun.“

Ernst Prost, Chef des Ulmer Schmierstoffunternehmens Liqui Moly