© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 19/20 / 01. Mai 2020

Sozialismusphantasien in Zeiten der Corona-Pandemie
Es brechen alle Dämme
Boris Reitschuster

Covid-19 ist nur ein Symptom – für unsere Lebensweise, für den neoliberalen Kapitalismus. Der fährt die Welt gegen den Wand. Diese Botschaft war dieser Tage in der ARD-Sendung „titel thesen temperamente“ zu hören. Die Linkspartei in Essen ging noch weiter und machte gleich mit einem Bild von Lenin Reklame. Leitmotiv: „Der Kampf für Demokratie von unten ist lange nicht zu Ende!“ Im Windschatten der Corona-Krise erlebt ein ideologisches Virus eine neue Blüte: das des Sozialismus. Bei dessen Anhängern brechen alle Dämme.  

Im Bundestag macht sich die Linkspartei dafür stark, illegale Einwanderer nicht nur zu legalisieren – sondern ihnen auch noch 1.500 Euro Staatshilfe pro Kopf zu bezahlen. Selbst in der SPD träumen viele von einer Vermögensabgabe und Enteignungen. Bastian Reichardt, Co-Sprecher der „Antikapitalistischen Linken“, meint, seine Partei müßte aufzeigen, „daß die Krise ihren Ursprung im kapitalistischen System hat und durch die Corona-Pandemie nur verstärkt wurde“. Zuvor hatte bereits die Grünen-Abgeordnete Kordula Schulz-Asche im Bundestag erklärt, „Verschwörungstheorien und Rassismus fördern die Verbreitung von Viren“. Die Realität ist eher umgekehrt: Das Virus scheint die Verbreitung von Dummheit und Ideologie zu fördern.






Boris Reitschuster, Journalist, leitete das Moskauer Focus-Büro von 1999 bis 2015.