© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 19/20 / 01. Mai 2020

Zitate

„Was lehrt eigentlich das demoskopisch meßbare Absinken der Wichtigkeit von Klimasorgen über die Redlichkeit der noch vor wenigen Monaten wie eine Selbstverständlichkeit praktizierten Erregung? Was lernen wir aus dem raschen Verblassen von Sternen am politischen Himmel wie dem Bundeskanzler Habeck oder der Prophetin Greta über das Eigengewicht solcher Personen im Verhältnis zu jenem Auftrieb, den wohlgesonnene Journalistenkunst unter ihren Flügeln entfachte?“

Werner Patzelt, emeritierter Professor für Politische Systeme und Systemvergleich an der TU Dresden, auf dem Blog „Patzelts Politik“ am 23. April





„Eine kluge Pandemiebekämpfung muß danach streben, beides hinzubekommen: die Durchbrechung der Infektionsketten und die Wiederherstellung der ökonomischen Kreisläufe. Was wir im Moment allerdings erleben, zeigt ein Dilemma wie wir es nur aus dem antiken Drama kennen: Die Lockerung ist zu weitgehend, um das Virus zurückzudrängen. Sie ist nicht weitgehend genug, unseren Wohlstand zu retten.“

Gabor Steingart, bis 2018 Chefredakteur des „Handelsblatts“, in seinem Morning Briefing am 24. April





„Wenn Politiker von ‘Solidarität’ sprechen, dann tun sie das regelmäßig in einer orwellschen Bedeutungsverschiebung. Der Begriff ‘Solidarität’ stand einst für das freiwillige Zusammenstehen, motiviert von gemeinsamen Zielen – tatsächlich ist ‘Solidarität’ heute meist einfach nur ein weiteres Schlagwort für ‘wir nehmen dir Geld weg’, und wenn dir das nicht paßt, kommt der Gerichtsvollzieher.“

Dushan Wegner, Publizist, auf Tichys Einblick am 24. April





„Der Kernfehler der meisten Corona-Maßnahmen nach dem Shutdown besteht in der totalen Fehleinschätzung der Politik über die Grenzen ihres Wirkens. Diese geht in beide Richtungen: Die Politik unterschätzt sich, indem sie Virologen die Gesellschaft der Zukunft formen läßt. (…) Zugleich überschätzt sich die Politik, indem sie Verordnungen erläßt, deren Einhaltung sie niemals kontrollieren und deren Auswirkungen sie nicht im Ansatz abschätzen kann.“

Michael Maier, Herausgeber, in der „Berliner Zeitung“ am 25. April





„Wenn es nach Angela Merkel ginge, könnte der Ausnahmezustand ruhig noch etwas länger anhalten. Endlich kann sie so regieren, wie sie es für richtig hält. Es gibt keine lästigen Fraktionssitzungen mehr, in denen ohnehin die falschen Leute das große Wort führen. Es gibt keine Opposition, die den Namen verdient, und kein richtiges Parlament, auf das sie Rücksicht nehmen müßte. Stattdessen kann sie sich jetzt den ganzen Tag mit Wissenschaftlern austauschen, was ihr schon immer das Liebste war.“

Jan Fleischhauer, Journalist, im „Focus“, am 26. April





„Ohne eine florierende Wirtschaft und ohne ihre Steuern sind wir ein armes Land. Aber die Kühe, die bisher fleißig Milch gegeben haben, sind krank (…). Die simple Formel ‘nehmt’s von den Wohlhabenden’ wird nicht funktionieren, wenn Konzerne am Rand des Ruins stehen.“

Harald Martenstein, Publizist, im „Tagesspiegel“ am 26. April