© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 19/20 / 01. Mai 2020

Billig-Import der Woche
Wer hätte das geahnt?
Björn Harms

Noch im Januar 2019 wischte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) jegliche Kritik an der Ausschreibung für die neue Autobahnbrücke zwischen Köln und Leverkusen barsch zur Seite. Es sei völlig normal, daß die Rheinbrücke über die A1 nicht mit NRW-Stahl aus Duisburg, sondern aus China, gebaut werde. Wer das kritisiere, betreibe die gleiche Abschottungspolitik wie Trump, dozierte er mit volksbelehrendem Ton. Am vergangenen Freitag dann die wenig überraschende Wende: Die Verträge für den Verkehrsknotenpunkt mit dem Baukonzern Porr, der den Stahl in China fertigen ließ und deshalb mit seinem günstigen Angebot gepunktet hatte, müssen gekündigt werden. Die Stahlträger entsprächen weder den vertraglich vereinbarten Qualitätsanforderungen noch den deutschen Normen, hieß es. Porr bestand darauf, die Stahlteile zu reparieren. Weil jedoch keine Einigung erzielt werden konnte, hat das Land den Vertrag mit dem Baukonzern nun gekündigt. Brisant: Laut dem WDR-Magazin „Westpol“ ist das NRW-Verkehrsministerium schon früh von Experten vor dem „billigen Stahl“ gewarnt worden. Doch reagiert hat offenbar niemand. Nun ist es zu spät: Der Bau der wichtigen Autobahnbrücke verzögert sich um weitere Jahre, eine neue Ausschreibung muß her. Es drohen die doppelten Kosten – rund 600 Millionen Euro stehen im Raum.