© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 19/20 / 01. Mai 2020

Nur sieben Prozent Mädchen
Griechenland: Freude über die Aufnahme von unbegleiteten Minderjährigen
Ioannis Pagonis

Sichtlich erleichtert stand Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis am 18. April auf dem Athener Flughafen vor den Kameras: „Heute ist ein sehr bewegender Tag, da 50 unbegleitete Flüchtlingskinder Griechenland verlassen, um in Deutschland ein neues Zuhause zu finden“, erklärte der Chef der liberal-konservativen Nea Dimokratia.

Seit vielen Monaten bemühe sich die griechische Regierung, den Rest Europas für die Unterstützung unseres Landes zu sensibilisieren, damit unbegleitete Flüchtlingskinder, kleine Kinder, die vor Krieg und Verfolgung geflohen seien, eine neue Familie finden und ein neues Leben beginnen können. Nun sei ein Anfang gemacht. „Wir schätzen, daß in den kommenden Monaten mehr als 1.500 Kinder Griechenland verlassen und in europäischen Ländern eine neue Familie finden können“, frohlockte der 52jährige und bedankte sich in Anwesenheit des deutschen Botschafters Ernst Reichel bei der Bundesregierung für deren Botschaft der Solidarität in schwierigen Zeiten, in denen sich die Menschheit befinde. 

Als erster EU-Staat hatte Luxemburg 12 Minderjährige aufgenommen. Auch die Schweiz teilte mit, 22 unbegleitete Minderjährige, die einen familiären Bezug zur Schweiz hätten, aufzunehmen – dies obwohl Dublin-Überstellungen aufgrund des Coronavirus derzeit europaweit ausgesetzt seien.

43 Prozent der Jugendlichen kommen aus Afghanistan   

Zuvor hatte der Minister für Migration und Asyl, Notis Mitarachi, angekündigt, daß die Regierung die Zahl der Unterbringungsplätze für unbegleitete Minderjährige erhöhen werde. Bis zum Ende des Frühjahrs sollen 2.000 und bis zum Jahresende 4.000 Plätze zur Verfügung stehen. Nach Angaben des Ministers gab es bei der Regierungsübernahme 2019 1.000 Langzeitunterkünfte für unbegleitete Minderjährige, aber „es gab einen völligen Mangel an Kinderschutz und/oder an einem nationalen Aktionsplan für unbegleitete Minderjährige“. Der konservative Politiker beschrieb dieses Ziel als „schwierig“ und eines, bei dem „wir die praktische Unterstützung unserer europäischen Partner“ benötigen.

Die geschätzte Zahl der „unbegleiteten Minderjährigen“ in Griechenland beträgt 5.181(Stand 15. April 2020). Sie sind in Einrichtungen mit einer Gesamtkapazität von 2.371 Personen untergebracht, von denen 1.687 Langzeitunterkünfte und 684 Host-Plätze (Sicherheitszonen und Hotels) sind. 92,8 Prozent der „unbegleiteten Jugendlichen“ sind Jungen und lediglich 7,2 Prozent Mädchen. Nur 8,8 Prozent der „Unbegleiteten“ sind jünger als 14 Jahre. 43 Prozent stammen aus Afghanistan, 21Prozent aus Pakistan, 11 Prozent aus Syrien und 25 Prozent haben andere Nationalitäten.