© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 19/20 / 01. Mai 2020

Die Krise durch Zubau von Solar- und Windkraft bewältigen?
Grüne Propaganda
Marc Schmidt

Wirtschaftseinbruch und Kurzarbeit haben den Preis an der Strombörse EEX von 4,5 Cent auf zwei Cent pro Kilowattstunde fallen lassen. An manchen Tagen gibt es negative Strompreise: Großabnehmer erhalten Geld für den Stromverbrauch. Ökostromproduzenten wird hingegen eine garantierte Einspeisevergütung gezahlt – das Erneuerbare-Energien-Gesetz und deutsche Strompreise von über 30 Cent machen’s möglich.

Atom-, Gas- und Kohlekraftwerke verbuchen hingegen Verluste. Aber was macht der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), die Vertretung von 1.800 Versorgern – von den Stadtwerken Eichstätt bis zum schwedischen Staatskonzern Vattenfall? „Für uns ist klar: Die Energiewende muß auf der politischen Agenda weiter oben bleiben“, erklärte BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae. Das klingt nach der Klimakanzlerin oder ihrer Umweltministerin Svenja Schulze (SPD), die sich auf „grüne Konjunkturpakete“ in China freut. Doch Kerstin Andreae, bis 2019 Vizefraktionschefin der Grünen im Bundestag, reicht das nicht.

Das neue BDEW-Positionspapier „Wie eine saubere und sichere Energieversorgung die Wirtschaft antreibt“ liest sich meist wie Grünen-Propaganda: Da wird der massive Ausbau der Photovoltaik und der Zubau von 3,7 Gigawatt Windkraft (jährlich etwa 1.150 neue Windräder) sowie der Verzicht auf pauschale Abstandsregelungen zu Wohnhäusern verlangt. Der „European Green Deal“ müsse ins „Zentrum der Maßnahmen zur wirtschaftlichen Erholung“. Immerhin hat Volkswirt Andreae, anders als die Mehrheit des Bundestags, erkannt, daß die „50 Gigawatt gesicherte Leistung“ von 130 konventionellen Kraftwerken nicht einfach durch Wind und Sonne zu ersetzen ist: Es brauche den Neubau von „Gaskraftwerken, Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen und Speichertechnologien“. Nur wie sich Strom in großem Umfang effektiv speichern läßt, weiß noch niemand in der Corona-Welt.