Florian Pronold segelt gern am gefühlten Zeitgeist. Als Juso-Vize titulierte er das Kruzifix in bayrischen Klassenzimmern als „überflüssigen Latten-Gustl“, was selbst für SPD-Landeschefin Renate Schmidt eine „inakzeptable, pubertäre Geschmacklosigkeit“ war. Dennoch stieg er 2009 zum Parteichef auf und hielt die bayrischen Genossen im 20-Prozent-Ghetto. Das reichte, um 2013 Staatssekretär im Bundesumweltministerium zu werden. Die Flucht zur Bundesstiftung Bauakademie mißglückte, deswegen muß der Jurist weiterhin grüne Förderschecks verteilen, mit „Fridays for Future“-Schulschwänzern in Wirtshäusern Limonade trinken und AfD-Anfragen im Bundestag ausweichend beantworten.

C.A.R.E.-Diesel darf nur beigemischt, aber nicht alleine an der Zapfsäule angeboten werden.

Letzteres zeigt Pronolds Antwort zur „Zulassung von C.A.R.E.-Diesel“ (Drucksache 19/18611). Die finnische Firma Neste stellt den Öko-Diesel aus altem Frittenöl und Fettresten her, die Hamburger Firma Tool-Fuel vertreibt ihn in Deutschland. Laut einem Bosch-Test verringert sich damit der CO2-Ausstoß um rund 65 Prozent. Der Treibstoff erfüllt die DIN EN 15940 und darf Diesel beigemischt werden – aber nicht alleine an der Zapfsäule angeboten werden: Der Bundesrat verhinderte das 2019. Pronold verteidigte dies nun mit juristischen Spitzfindigkeiten und „nicht abgeschlossenen Beratungen innerhalb der Bundesregierung“. Auch 18,51 Millionen Euro Projektförderung für „Synthetische Kraftstoffe“ – bei insgesamt 6,6 Milliarden für Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit – sprechen für faktische Verhinderung. Warum? Der Zeitgeist hält den Dieselmotor für überflüssig. Pronold fährt daher einen „Hybrid aus Elektro und Benzin“. Doch sein BMW 740e ist nur theoretisch sparsam. Und die 23 E-Busse zum Stückpreis von 433.006 Euro, die er den Mainzer Verkehrsbetrieben sponsert, wären mit C.A.R.E.-Diesel wirklich überflüssig – aber das ist für ihn wohl inakzeptabel.