© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 19/20 / 01. Mai 2020

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Corona als Abrißbirne“, JF 18/20

Zynischer geht es wirklich nicht

Die neuesten Zahlen gemäß RKI (Stand 25. April 2020) betragen kumulativ 152.438 Infizierte, 109.800 Genesene und 37.138 aktuell noch Infizierte, das ist weniger als ein Viertel der insgesamt Infizierten, wobei diese Zahl weiter rückläufig ist. 37.138 Infizierte von 82,5 Millionen Einwohnern, das sind 0,045Prozent. Dazu kommt, daß diese ganz überwiegend älteren Infizierten nicht gleichmäßig verteilt sind, sondern sich in Krankenhäusern, Pflegeheimen, Altersheimen und im häuslichen Bereich aufhalten und die Jüngeren in häuslicher Quarantäne sind. Das schwer abzuschätzende Infektionsrisiko durch asymptomatisch Infizierte dürfte bei der abnehmenden Zahl der aktuell Infizierten wohl auch im Schwinden sein, zumal ihm die zunehmende Zahl Immunisierter entgegenwirkt.Im öffentlichen Leben gibt es also praktisch keine irgendwie bedrohliche Zahl von Infizierten mehr. Bei früheren Grippe-Epidemien gab es mehrere Millionen Infizierte in Deutschland mit bis zu 25.000 Toten, verglichen mit 5.500 heute, wobei immer offen bleibt, ob sie mit dem Virus oder an dem Virus gestorben sind. Da wäre es unter Berücksichtigung der immensen materiellen und immateriellen Schäden, die diese Lockdown-Orgie verursacht, längst an derZeit, alle Maßnahmen sofort zu beenden, damit die Wirtschaft wieder Fahrt aufnehmen und die Bürger ihre Freiheitsrechte in vollem Umfang wahrnehmen können. 

Stattdessen werden alle Fußballspiele verboten und das in sechs Monaten geplante Oktoberfest wird bereits heute abgeblasen, auf welcher Erkenntnisbasis dies geschieht, ist unklar. Und bei einem äußerst geringenInfektionsrisiko werden nunmehr vermehrt Gesichtsmasken vorgeschrieben,was man nur noch als symbolischen „Maulkorb“ verstehen kann, der zudem laut dem Präsidenten des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, unwirksam ist und bei unsachgemäßem Gebrauch gefährlich werden kann. Und dem Volk wird die einzig wirksame Gegenwehr, die Massendemonstration, angeblich zum „Schutz der Gesundheit“, verboten. Zynischer geht es nun wirklich nichtmehr. Ein schwererer Verstoß gegen die Verfassung und den Diensteid ist nicht vorstellbar.

Bernhard Noske, Hamburg




Offenbarung durch Coronavirus

Das Coronavirus bringt die Wahrheit ans Licht. Deutschland, vor allem seine Regierung, offenbart sich rückblickend wie ein Kind, das erst dann mit dem Schwimmunterricht beginnt, wenn es bereits ins Wasser gefallen ist. Politische Inkompetenz, mangelnde Vorausschau und Vorbereitung sowie organisatorisches Unvermögen der sogenannten Regierungseliten zeigen sich angesichts der Pandemie auf auf brutale Weise. Die Wahrheit ist natürlich schmerzhaft, als setzte man sich mit Schwung auf ein Fahrrad ohne Sattel! 

Verantwortliche Fürsorge einer Regierung und ihrer Ministerien hat auf fachkompetenter Vorsorge zu basieren. Dabei hat die Bundesregierung kläglich versagt. Dabei waren die Warnungen rechtzeitig und deutlich genug gewesen, wie nicht zuletzt die Bundesdrucksache Nr. 17/12051 vom 17. Dezember 2012 belegt. Somit haben wir also eine Pandemie mit Ankündigung – und trotzdem im Vorfeld politisches und organisatorisches Versagen! Pläne zur Vorsorge zu haben und diese – bei sich offenkundig ankündigender Gefahr – nicht anzuwenden, ist politisch und humanistisch mehr als fahrlässig. Dieser Vorwurf ist den Verantwortlichen zu machen! Stattdessen werden angesichts eklatanten Mangels von essentiellen Schutzausrüstungen Ärzte, Krankenschwestern und -pfleger sowie das Pflegepersonal in Alten- und Pflegeheimen seit Wochen als „lebendes Kanonenfutter“ an die „Coronafront“ geworfen und als Kamikazepersonal verheizt. 

Hier genau muß sich die Entrüstung der Bevölkerung im Einklang mit Medizinern, Krankenschwestern und Pflegepersonal endlich und nachhaltig Raum verschaffen, um die dafür Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen! Hoffentlich wird dies nach Bewältigung der Krise nicht vergessen!

Dr. Jürgen Kaatz, Dranse




Bitte aufwachen, Michel!

Mit großem Interesse verfolge ich Ihre Berichte, zur Zeit zum Thema Coronavirus. An meinem Standort in Kolumbien gibt es leider keine Postzustellung, und nach Deutschland zurück kann ich wohl längere Zeit nicht. Es gibt keine Flüge von und nach Europa. So bin ich allein hier, da meine ganze Familie in Deutschland ist. Ich hoffe aber, daß Sie Ihre wertvolle Arbeit fortsetzen können und daß nach und nach endlich mehr Michel aufwachen, damit die Regierung nicht weiterhin tun und lassen kann, was sie will, zum großen Teil gegen den Willen der Bevölkerung und zum Schaden des Landes.

Lothar Fröhlich, Restrepo / Kolumbien






Zu: „Schluß mit dem ‘Shutdown’“ von Dieter Stein, JF 17/20

Grundrechte gegen VR China

Die Diskussion über die Grundrechte verstünde ich, würde sich auch das Virus nach den Grundrechten richten. Das aber tut es nicht. Was nützen uns die Grundrechte, wenn am Ende unsere freiheitliche westliche Führungsmacht USA abgelöst wird durch das autoritäre China?

Dietrich von Saldern, Salzhemmendorf




Unsäglicher Vergleich

Wie kann Chefredakteur Dieter Stein nur solch einen Unsinn schreiben, daß der sogenannte Shutdown einem Krieg gleiche? In seinem Alter kann er noch keinen Krieg erlebt haben – ich allerdings schon, und bin mit unbeschreiblichem Glück dem alliierten Bombenterror in Mainz und zwei Monate später einem britischen Tieffliegerangriff in Osnabrück sowie Anfang Mai 1945 einer britischen Panzergranate entkommen. Bis heute unvergessen ist ein so grausames wie gespenstisches Bild im Ort Bramsche: Auf den nach den britischen Panzern nachrückenden Lastwagen waren auf deren Vorderseite an den Stoßstangen, Trophäen gleich, die noch in ihren Stahlhelmen steckenden, abgeschlagenen Köpfe von Wehrmachtssoldaten aufgepflanzt.

Wilhelm Straub, Heidenheim




Jede Maßnahme ist zulässig

Die ersten beiden Absätze in Dieter Steins Streiflicht „Schluß mit dem ‘Shutdown’!“ sind richtig. Richtig liegt auch Herr Altmaier, wenn er die Reaktionen der einzelnen Bundesländer mit einem Hühnerhaufen vergleicht. Viren respektieren keine Landesgrenzen. Solange es nicht bundesweit, besser weltweit, zu einem Rückgang der Infektionen kommt, ist jede Maßnahme gerechtfertigt. Eine vergleichbare Pandemie gab es, so weit die medizinischen Aufzeichnungen zurückreichen, bis jetzt nicht.

Dr. Hartmut Heinlein, Eschershausen






Zu: „‘Politik des Patriotismus’“, im Gespräch mit Rüdiger Lucassen, JF 17/20

In der AfD sind alle Patrioten

Schwarz-weiß ist ein vorherrschendes politisches Muster. Für die AfD bedeutet das seit Jahren: Flügel gegen Bürgerliche, Patrioten gegen Liberale, Nationale gegen ... Nutznießer dieses Denkens sind und waren immer einzig und allein die politischen Gegner der AfD. Aus dieser Misere zeigt Herr Lucassen einen klaren Lösungsweg auf. Alle Mitglieder der AfD sind Patrioten, und es kann somit nicht Aufgabe des sogenannten Flügels sein, für die Patrioten in der Partei einen Alleinvertretungsanspruch zu erheben. Wir brauchen keine Partei in der Partei. Noch weniger brauchen wir im Westen Deutschlands Flügelstrukturen, bei denen es unter dem Deckmantel einer bestimmten Weltanschauung vor allem um persönliche Interessen und die Machtpolitik kleiner Grüppchen geht. In der nordrhein-westfälischen AfD habe ich – als Sprecher des AfD-Kreisverbandes Rhein-Sieg – in unserem AfD-Kreisverband den „Flügel“ vor allem bei „Flügelkämpfen“ erlebt, bei denen oft leider der Respekt und die Höflichkeit gegenüber anderen Parteimitgliedern auf der Strecke blieben. Deshalb danke ich Herrn Lucassen für seinen Vorstoß zur Auflösung des Flügels. Dabei geht es nicht um politische Meinungen. Die AfD bietet auf dem Boden unserer Verfassung und im Rahmen ihres Programms Platz für ein breites Spektrum konservativer Meinungen, so, wie wir sie zur Zeit in unserer Partei wahrnehmen können.

Heinz Schäfer, Neunkirchen-Seelscheid




Der Erfolg macht den Politiker

Beim Studieren des Interviews mit dem ehemaligen Oberst Rüdiger Lucassen entnehme ich, er hat nur Schwierigkeiten mit einigen Flügel-Leuten, meist aus seinem eigenen Landesverband NRW. Kalbitz und Höcke schließt er ausdrücklich aus; denn mit denen hat er ein gutes persönliches Verhältnis. Sonderbarerweise sind es nur Parteifreunde, die unter dem Deckmantel des Flügels agieren, aber vollkommen politikunfähig sind und die es zu bekämpfen gelte. Dieser Überheblichkeit stehen eben ein Andreas Kalbitz und ein Björn Höcke gegenüber. Man muß deren Versammlungen erleben, wenn danach Facharbeiter, Hausfrauen, Angestellte, Selbständige, Schüler kommen, um ein persönliches Anliegen vorzutragen und anschließend ein gemeinsames Foto schießen. Das sind die Wähler, die sich angesprochen fühlen, daran kann sich Herr Lucassen ein Beispiel nehmen. 

Den sechs Prozent bei der letzten Meinungsumfrage in NRW stehen 23 Prozent in Thüringen gegenüber. Der Erfolg macht den Politiker. Das ist in allen Parteien so. Während Höcke in Thüringen fest im Sattel sitzt – siehe die letzten Wahlen in Thüringen – befinden sich der Vorsitzende in NRW Lucassen und auch der Bundesvorsitzende Meuthen eher auf einem Schleudersitz.

Peter Conrad, Kronach






Zu: „Die Antifa lacht sich ins Fäustchen“ von Björn Harms, JF 17/20

Wie in den 20er und 30er Jahren

Bei diesem Artikel und dem dazugehörigen Kommentar von Werner J. Patzelt fiel mir die Parallele zu den SA-Horden in den 20er und 30er Jahren zu Zeiten der Weimarer Republik auf. Auch hier wurde mit Gewalt durch die Schlägertrupps Meinungsmache und die Unterdrückung der freien Meinungsäußerung lanciert. Die Angst trieb die Menschen in die gleiche Enge, wie es heute durch die Linksradikalen betrieben wird.

Rainer Badenhop, Bremen






Zu: „Die Kirche im Dorf stiftet Gemeinsinn“ von Dietmar Mehrens, JF 17/20

Wertvoller Erkenntnisgewinn

Es sind diese erkenntnisreichen Artikel wie hier der Blick auf die Krise von Karl Poppers offener Gesellschaft, die mich immer wieder zur JUNGEN FREIHEIT greifen lassen. Anschließend verbringe ich Stunden mit weiterer Recherche, so auch bei Mehrens Hinweis auf Emmanuel Todds soziohistorische Analyse „Traurige Moderne“. Beim Lesen der diesbezüglichen Rezension bei Deutschlandfunk Kultur wurde ich aber gleich gewarnt, war hier doch vom „unteren Ende der Seriositätsskala“ die Rede, wo sich Werke fänden „wie jene aus der Schreib-Manufaktur Thilo Sarrazins, die mit Hilfe fragwürdig ausgewählter Statistiken (...) vor allem Ressentiments verbreiten.“ Todds „Traurige Moderne“ sei dabei „eines jener traurigen Beispiele für ein verschwörungstheoretisches, in elitärem Duktus vorgetragenes Eliten-Bashing“. 

Ganz anders sind die Stimmen führender französischer Zeitungen, von den Kundenbewertungen beim Versandhandel im Netz ganz zu schweigen. Um mir ein eigenes Bild zu machen, ging ich zum „Blick ins Buch“ des Versandhändlers. Mir lief es kalt den Rücken runter! Die Frage, die ich mir morgens schon beim Aufstehen stelle: „Wie kann es sein, daß die Elite unserer Gesellschaft so schnell versagt?“ beantwortet Todd bereits in seinem Vorwort. Bleibt noch zu fragen, was passiert, wenn das geistige Fundament einer ganzen Gesellschaft wegbricht, wie in der Rezension des Deutschlandfunks. So viel ist gewiß: Neusiedler sind jetzt auf dem Weg zu uns, um eine aus den Fugen gerate offene Gesellschaft in Besitz zu nehmen. Zum Teil eingeflogen von unserer Führung. Den Grund für diese Kapitulationserklärung findet man bei Emmanuel Todd! Danke JF für diesen wertvollen Hinweis.

Peter Jaensch, Dresden






Zum Leserbrief: „Notwendiger Lernprozeß“ von Tom Rieckmann, JF 17/20

Marktführer durch Chinageschäft

Der Behauptung, die China-Missionen der hohen Politik hätten „große Firmen noch größer“ gemacht und „kleine Firmen ruiniert“, muß ich als einstiger Chef eines mittelständischen Maschinenbauers vehement widersprechen. Das von mir geführte Unternehmen hatte zu Beginn der „China-Welle“ Anfang der 80er Jahre circa 100 Mitarbeiter. Als ich Ende 2009 in den Ruhestand ging, hatten wir (dann schon als Gruppe) 2.000, Anfang 2020 sogar 2.600 Mitarbeiter. Entsprechend stiegen auch Umsatz und Gewinne. Einen ganz großen Teil davon verdankten wir unserem enormen Engagement im direkten Chinageschäft, das uns auch in der Weltwirtschaftskrise 2007/2008 nicht im Stich ließ, als die übrige Welt im Investitions-Stopp verharrte. Unser China-Boom spülte uns zudem die Mittel ins Haus, die wir für die Investition in teure Entwicklungs- und Forschungseinrichtungen benötigten. Die damit erzielten technischen Alleinstellungen wiederum haben uns nicht nur zum Champion in China, sondern zum unbestrittenen Weltmarktführer mit weiteren Schwerpunkten in Südkorea, Japan, Taiwan, Südostasien und dem Nahen und Mittleren Osten katapultiert, ein indirekter Schub aus chinesischen Dollars und Euros also. 

Der Kritik im Leserbrief an unserer politischen Führung in bezug auf den strategisch wichtigen Erhalt von medizinischen (und m.E. militärischen) Produktionen innerhalb Deutschlands schließe ich mich aber an. Es ist die Pflicht der Politik, über die betriebswirtschaftlich geprägten Vorteile mancher Unternehmen hinweg zu sehen, wenn daraus Gefahren entstehen können.

Peter Wellenhofer, Grünwald