© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 20/20 / 08. Mai 2020

Aufgeschnappt
Patriarchale Leitlinien
Björn Hharms

Die Corona-Pandemie sorgt derzeit auch bei vielen Feministinnen für Verzweiflung. „Frauen werden eine entsetzliche Retraditionalisierung erfahren“, bedauerte die Soziologin Jutta Allmendinger am Sonntag bei „Anne Will“. Ins gleiche Horn blies ihre Kollegin Carolin Wiedemann: „Die Krise ist die Bühne des Patriarchats“, verlautbarte sie vergangenen Mittwoch im Tagesspiegel. Wie immer drehte sich dabei alles um „weiße, alte Männer“ und „kapitalistische und patriarchale Leitlinien“. Doch nicht nur ist ihre Behauptung, durch die „nationalistische Ausrichtung der deutschen Politik“ werde „die Aufnahme von Geflüchteten ausgesetzt“, längst wiederlegt, auch ihre Äußerungen zur Situation in der Wissenschaft werfen Fragen auf. „Herausgeberinnen wissenschaftlicher Zeitschriften vermelden, daß Einreichungen von Männern in den vergangenen Wochen um 50 Prozent gestiegen sind“, schreibt Wiedemann ohne eine Quelle zu nennen. Worauf sie hinauswill, wird schnell klar: Der bequeme männliche Forscher darf in Quarantäne-Zeiten machen was er will, während die Frau dazu verdammt ist, auf die Kinder aufzupassen. An freiwillige Entscheidungen ist gar nicht erst zu denken. Nur, wie paßt es da ins Bild, daß rund 27 Prozent der Akademikerinnen zeitlebens kinderlos bleiben?