© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 20/20 / 08. Mai 2020

Zeitschriftenkritik: Magische Welt
Zauberhafte Kunst zum Staunen
Werner Olles

In einer weitgehend entzauberten Welt haben viele Menschen das Staunen verlernt. Dabei ist gerade die Zauberkunst mit ihren unglaublichen Effekten und der Magie der Tricks und Phänomene bestens geeignet, dieses wieder zu lernen. Die Faszination der Täuschung, die das Gegenteil von Enttäuschung ist, und einer Kunst, die wortwörtlich zauberhaft ist, wieder zum Leben zu erwecken, gehört zu den anspruchsvollen Ambitionen der im 69. Jahrgang mit einer Druckauflage von 2.500 Exemplaren zweimonatlich erscheinenden und von Wittus Witt herausgegebenen Fachzeitschrift für Zauberkunst Magische Welt. Ein fester Bestandteil der Zeitschrift ist die Beilage „Zaubersalz“, in der magische Tricks, psychologische Hintergründe und zauberische Kunststücke präsentiert werden. 

Im Mittelpunkt der aktuellen Ausgabe (2/2020) steht ein Interview mit Malte Herwig zur bevorstehenden Publikation der Kalanag-Biographie. Kalanag, der mit bürgerlichem Namen Helmut Ewald Schreiber hieß, 1903 in Backnang geboren wurde und 1963 in Geildorf gestorben ist, war einer der wichtigsten und berühmtesten Zauberkünstler Deutschlands. Bereits während seines Studiums in München organisierte er einen der ersten Deutschen Zauberkongresse und trat mit 16 Jahren in den „Magischen Zirkel von Deutschland“. In den 1920er Jahren arbeitete er zunächst als Aufnahmeleiter und Filmproduzent. 1927 wurde er Chefredakteur der Zeitschrift Magie des Magischen Zirkels. Sein Künstlername Kalanag stammt aus Rudyard Kiplings „Dschungelbuch“. Als Mitglied der NSDAP avancierte er zum Präsidenten des Magischen Zirkels, dessen Auflösung er verhinderte und wurde schließlich Produktionsleiter der „Bavaria-Film, wo er versuchte, jüdische Mitarbeiter zu schützen. Nach Kriegsende wurde er als Präsident des Magischen Zirkels abgesetzt und erhielt Berufsverbot. Doch wurde Kalanag von amerikanischen Offizieren geschützt und vermittelte zwischen diesen und SS-Leuten, die gegen freies Geleit Zugang zum legendären Raubgold anboten. 1947 machte er sein Hobby zum Beruf und kreierte in der britischen Besatzungszone die berühmte Kalanag-Revue, eine große Bühnenshow, über deren Finanzierung mit gestohlenem Nazi-Gold bis heute spekuliert wird. In den 1950er Jahren unternahm er mit seinem Ensemble Tourneen durch ganz Europa, Lateinamerika und die USA, an seiner Seite seine Assistentin und Ehefrau Gloria (Anneliese Voss). Ende der 1950er Jahre ging es jedoch mit seiner Karriere bergab. 

Weitere Beiträge des liebevoll und aufwendig gestalteten Heftes befassen sich mit dem Internationalen Zauber-Forum 2020 in Sankt Petersburg, dem Traditionsgeschäft „Zauberkönig“ in Berlin-Neukölln, dem weltgrößten jährlichen Zauberkongreß in Blackpool, neuen Entwicklungen in der Zauberkunstszene und interessanten Nachrichten aus dem 1948 gegründeten Dachverband von Zaubervereinen, dem „Internationalen Verband Magischer Gesellschaften“, dem heute etwa 90.000 Zauberkünstler aus 55 Ländern angehören.

Kontakt: Verlag Magische Welt, Haus Lindgrün, Bergstedter Chaussee 32, 22395 Hamburg. Das Jahresabo kostet 47,50 Euro

 www.magischewelt.de