© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 20/20 / 08. Mai 2020

Blick in die Medien
Kein Klischee ausgelassen
Tobias Dahlbrügge

Beim Zwangsbezahlfernsehen macht man sich große Sorgen um die Demokratieliebe der Deutschen. Wenn man nicht ständig auf das Gebührenvolk aufpaßt, könnten sie gar „Rechtspopulisten“ wählen. Darum haben Produzent Jochen Cremer und Redakteur Jörg Schneider für ZDFneo die vierteilige Miniserie „Deutscher“ fabriziert. Die vier Vierzigminüter erzählen „von der Spaltung unserer Gesellschaft“. Die Folgen sollen den Zuschauern mal wieder einbleuen, wie schlimm AfD und Co. sind.

Der Linke ist Lehrer und kocht bio. Der Rechte ist Handwerker und grillt Fleisch.

Der Plot: Die Familien Piel­cke und Schneider leben als Nachbarn in der Vorortsiedlung. Da gewinnt eine böse „rechtspopulistische“ Partei die Bundestagswahl und stellt die neue Regierung. Die Schneiders sehen das vierte Reich dämmern und sind entsetzt. Die Pielckes atmen auf und freuen sich auf die Vertretung deutscher Interessen im eigenen Land. Ein tiefer Riß geht durch die Nachbarschaft.

Das Konzept der Redaktion: alle linken Stammtischklischees zu einer Geschichte kneten. Das Ergebnis: eine Agitprop-Schmonzette. Die Gutmenschen essen bio, die bösen Rechten grillen Fleisch. Der gute Linke ist Lehrer, der böse Rechte Handwerker. Die Guten leben in einem roten Haus, die Bösen in einem blauen. Auch die böse Apothekerin und die Polizei sind mutmaßlich „rassistisch“. Selbst im Lehrerzimmer gibt es einen, der „Hetze und Falschnachrichten“ verbreitet. Und der verhärmte Rentner mit seinem Elektro-Rolli fährt mit Deutschlandfahne durchs Bild. Immerhin ist eines realistisch: Die türkischstämmigen Mitschüler bedrohen deutsche Klassenkameraden und Lehrer. Und das Ende? Die Söhne der beiden zerstrittenen Familien kommen dahinter, daß der blonde Muckibuden-Obernazi Olaf ein Krimineller ist, der Rechtspopulist rettet eine Türkin aus dessen Gewalt und mutiert dadurch wieder zum Menschen, was beide Familien wieder zusammenschweißt. Tja, so einfach ist die Welt.