© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 20/20 / 08. Mai 2020

Springers Draht in die Hosentasche
App auf Samsung-Handys: Der Nachrichtendienst „Upday“ erweitert sein Geschäftsgebiet
Christian Schreiber

Zum Jahresende ist der koreanische Elektronikkonzern Samsung bei der Nachrichten-App „Upday“ eingestiegen, die die Axel Springer Verlagsgruppe aufgebaut hat und die auf vielen Samsung-Smartphones vorinstalliert ist. 

Mit inzwischen mehr als 25 Millionen Nutzern pro Monat (6,6 Millionen in Deutschland) gilt „Upday“ als reichweitenstärkster Nachrichtendienst für Smartphones in Europa. Erst kürzlich wurde das Geschäft um weitere 18 Länder auf insgesamt 34 ausgeweitet. Mit dem vergangenes Jahr gestarteten kleinen Bruder „earliNews“ versucht Springer das Konzept zudem auf alle iOS-  und Android-Plattformen zu bringen.

Samsung hat im vergangenen Jahr rund 300 Millionen Mobiltelefone verkauft und damit den Hauptkonkurrenten Apple mit seiner iPhone-Serie auf Distanz gehalten. Mit „Upday“ und „earli“ befindet man sich in Konkurrenz zur Nachrichtenanwendung „News“ des Internetriesen Google, die auf vielen Handys mit dem Betriebssystem Android vorinstalliert ist. 

Der Leiter des Entwicklerteams und ehemalige Chefredakteur der Welt-Gruppe, Jan-Eric Peters, bezeichnet „Upday“ als „eine Kombination von Mensch und Maschine, von professionellen Journalisten und künstlicher Intelligenz“. 

Die Anwendung greift in allen Ländern auf mehr als 3.500 Quellen zu, allein in Deutschland sind es mehr als 400 Verlage und Medienmarken. 

Der Nutzer muß nicht mehr bei einzelnen Medien nachsehen, was gerade so los ist in der Welt; bei Upday bekommt er personalisierte „My News“-Schlagzeilen und kann selbst entscheiden, ob er den ganzen Artikel lesen will. „Letztlich leben diese Anbieter auf dem Rücken anderer Medienhäuser“, kritisierte bereits Jesper Doub, Facebook-Manager für europäische Medienpartnerschaften und früherer Geschäftsführer von Spiegel Online, gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Doch für viele Verlagshäuser ist „Upday“ wieder interessanter, vor allem weil Facebook seit längerem die Nachrichteninhalte zurückstuft. 

Die erzielte Reichweite könnte die Verlage für Werbekunden attraktiver machen. „Es wäre schon einiges gewonnen, wenn sich gute journalistische Angebote besser finanzieren, weil Upday oder ein anderer Anbieter viele Menschen direkt auf die Seiten der Verlage schickt“, sagt Peters. Der Springer-Konzern dürfte ebenfalls von der Partnerschaft profitieren, hat er doch so einen direkten Draht in die Hosentaschen und zum Nutzerverhalten vieler Samsung-Besitzer. Nicht umsonst bezeichnete Konzernchef Mathias Döpfner die Anwendung als „wichtigste Investition der vergangenen Jahrzehnte“.