© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 20/20 / 08. Mai 2020

Kabinenklatsch
Die Korbjäger wollen es wissen
Ronald Berthold

So viel, ich will es vorsichtig ausdrücken, Pech muß man erst mal haben. Während die Zahl der verbliebenen Infizierten in Deutschland auf unter 20.000 fällt, holen sich ausgerechnet zwei Spieler und ein Betreuer des 1. FC Köln das Coronavirus. Und das trotz all der Vorsichtsmaßnahmen, die die Bundesliga-Klubs zugesagt haben.

Daß der Verein die Namen der Erkrankten verheimlicht, hat wohl weniger mit dem angeblichen Schutz der Privatsphäre zu tun. Vielmehr dürfte der „Effzeh“ sie vor dem Vorwurf schützen wollen, besonders dumm zu sein. In der Tat stellt sich die Frage, wo sich die Spieler herumgetrieben haben. Es wäre nicht das erste Mal, daß sich Kicker in illegal geöffnete Shisha-Bars davonschleichen. Sollte sich so etwas während des angestrebten Spielbetriebs wiederholen, müßten die ganze Mannschaft und der jüngste Gegner in zweiwöchige Quarantäne. Denn Abstandsregeln, wie aktuell im Training, wird es dann nicht mehr geben. Die Liga könnte sich ihre Comeback-Pläne dann sonstwohin stecken. Und es würde wohl – wie in Frankreich – einen Corona-Meister geben. Dort hat man die Saison abgebrochen und Spitzenreiter Paris St. Germain zum Champion erklärt.

In Frankreich wurde Paris St. Germain bereits zum Lockdown-Champion

gekürt.

Solch ein Procedere wollen nicht nur die deutschen Fußballer verhindern, für die vor allem die Fernsehgelder eine entscheidende Rolle spielen, sondern auch die Basketballer. Während Handball-, Eishockey- und Volleyball-Liga die Saison abgebrochen haben, wollen es die Korbjäger noch einmal wissen – zumindest zehn Vereine.

Weil die anderen sieben aus finanziellen Gründen abgesagt haben, kommt es zum absoluten Novum: Die Verbliebenen ermitteln in zwei Fünfer-Gruppen mit anschließenden Playoffs in nur drei Wochen den Meister. Corona macht erfinderisch und gibt sogar dem Tabellen-Vierzehnten aus Frankfurt noch eine Chance. Er ersetzt den Achten, Würzburg, der nicht mehr mitmachen kann. Wer sich bei diesem Geisterspiel-Turnier durchsetzt, hat den Titel „Corona-Meister“ wirklich verdient. Paris dagegen wäre dann nur noch ein zweifelhafter „Lockdown-Champion“.