Seit 2012 ist Käfighaltung in der EU verboten. Die Ökoverordnung verlangt 18 Zentimeter Sitzstange pro Huhn und einen Quadratmeter Stallfläche für je sechs Hennen. Einem Bioschwein werden 2,3 Quadratmeter zugestanden. Für Biorinder ist Auslauf Pflicht – und all das wird nicht nur von Tierschützern streng beäugt. Bei Gammelfleisch oder Listerien in der Wurst ist das behördliche Engagement nicht ganz so groß, wie diverse Produktrückrufe zeigen.
Wenn es um die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung in deutschen Großschlachthöfen geht, ist juristisch meistens alles im Lot – in der Praxis ist hingegen Laissez-faire angesagt, wie Ökonomen sagen. Es geht schließlich um ein Agrargeschäft von 42 Milliarden Euro. Pfarrer Peter Kossen nennt es treffender „moderne Sklaverei“ – und bald tausend Corona-Fälle in mehreren Schlachthöfen seien „eine Katastrophe mit Ansage“ gewesen, so der Leiter der Katholischen Gemeinde „Seliger Niels Stensen“ in Lengerich am Südhang des Teutoburger Waldes im Spiegel. Die bei zwielichtigen Subunternehmern rekrutierten Werksvertrags- und Leiharbeiter aus Rumänien oder Bulgarien würden „verschlissen und beliebig ausgetauscht“.
Doch anders als die verhätschelten Asyleinwanderer aus aller Welt oder die „Klimakrise“ haben diese „Wegwerfmenschen“ (Peter Kossen) keine „zivilgesellschaftliche“ Lobby. Das 2017 verabschiedete Gesetz zur Sicherung von Arbeitnehmerrechten in der Fleischwirtschaft hat an den frühkapitalistischen Zuständen wenig geändert. Auch die genossenschaftliche Westfleisch SCE kann nicht einseitig faire Löhne zahlen – Tönnies, der holländische Vion-Konzern, oder Danish Crown würden mit ihren Billigpreisen dann nur noch mehr Discounter beliefern. Und da deutsche Gewerkschaften lieber gegen Rechts kämpfen, muß der Gesetzgeber endlich EU-Leiharbeit und Werksverträge in Schmuddelbranchen verbieten.