© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 21/20 / 15. Mai 2020

Meldungen

„Social Distancing“ im mittelalterlichen Wien

WIEN. In den letzten Jahrhunderten wurde Mitteleuropa immer wieder von schweren Epidemien oder gar Pandemien getroffen. Aus historischen Dokumenten der Universität Wien geht hervor, daß viele der damals ergriffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Seuchen den heutigen glichen: So wurde bereits 1399 ein „Social Distancing“ verfügt und die gastronomischen Einrichtungen, Badehäuser und Schulen geschlossen. Ebenso fielen kulturelle Veranstaltungen und akademische Zusammenkünfte aus. Im Schnitt war dies alle 15 bis 20 Jahre für zwei bis drei Monate nötig (Mitteilung der Universität Wien vom 27. April 2020). 1541 schufen die Wiener Stadtväter zudem den mit 200 Gulden dotierten Posten eines kommunalen Seuchenarztes, der freilich als Himmelfahrtskommando galt und dementsprechend unbeliebt war. Die letzte große Schließungswelle erlebte Wien vor der aktuellen Corona-Pandemie Ende 1918 zur Zeit der Spanischen Grippe. Allerdings wegen Kohlemangels und nicht aufgrund des heftig grassierenden Virus. (ts) www.univie.ac.at





Pompeji: Baumaterial wurde wiederverwendet

LONDON. Außerhalb der Nordmauer der römischen Stadt Pompeji, die 79 n. Chr. beim Ausbruch des Vulkans Vesuv unterging, fanden Ausgräber immer wieder diverse Schuttberge. Diese galten bislang als Überbleibsel des verheerenden Erdbebens, das Pompeji 17 Jahre vor seiner endgültigen Zerstörung erschütterte. Dem widersprechen nun die Archäologen Allison Emmerson von der Tulane University in New Orleans sowie Steven Ellis und Kevin Dicus von der University of Cincinnati im Interview mit der britischen Zeitung The Guardian (Ausgabe vom 27. April): Es deute vieles darauf hin, daß die Mörtel- und Fliesenreste beziehungsweise Amphorenscherben gezielt dort abgelegt worden seien und Handwerker sie dann in mühevoller Kleinarbeit recycelt hätten. Und tatsächlich bestehen viele Mauern in der Siedlung de facto aus aufgearbeitetem Bruchmaterial, was die Römer aber geschickt zu kaschieren wußten, indem sie das Ganze zum Schluß mit einer optisch ansprechenden Putzschicht überzogen. (ts)

 www.theguardian.com





Erste Sätze

Dat was in dat Johr 1829 up den Jehan´nsdag, dunn fatt en Mann in de deipste Traurigkeit in ´ne Eschenlauw in en ganz verkamenen Goren.

Fritz Reuter: Ut mine Stromtid. Olle Kamellen. Rigen-Bramborg 1862





Historisches Kalenderblatt

21. Mai 1935: Während des „Heidelberger Spargel-essens“ verspotten örtliche Corpsstudenten eine Hitler-Rede. In der Folge verschärft das NS-Regime seinen Kampf gegen deutsche Studentenverbindungen: Auflösung und Gleichschaltung sind das Resultat.